Kommentar

Digitalisierung: Verlage sollten ihre Rechte selbst wahrnehmen

4. März 2010
Redaktion Börsenblatt
Das ist ein Paukenschlag, den man weit über Berlin und vielleicht bis Mountain View in Kalifornien – dem Sitz von Google – hören könnte: Das Verlagshaus de Gruyter macht ab Mitte März 60.000 Buchtitel aus 260 Verlagsjahren wahlweise als E-Book und als Printtitel on Demand zugänglich. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen.
Digitalisiert werden die Bücher dann, wenn ein Titel bestellt wird. So entsteht nach und nach eine wachsende Sammlung von (elektronischen) Büchern, die über den Verkauf von Lizenzen an große Forschungsverbünde für einen immer größer werdenden Kreis von Interessenten nutzbar gemacht wird.

Die Digitalisierung in eigene, in Verlagshände zu nehmen, ist die  unterschwellige Botschaft des de Gruyter-Projekts. Statt das Digitalisieren auf schwankendem Rechtsboden Bibliotheken zu überantworten oder Google beim Massenscan das Feld zu überlassen – mit urheberrechtlichen Kollateralschäden –, sollten die Verlage ihre Rechte selbst wahrnehmen und ihre eigene Kompetenz nutzen. Keine vergriffenen Bücher mehr zu kennen und nicht länger über Lieferbarkeit diskutieren zu müssen, ist eine komfortable Situation, die man allen Verlagen in der Branche wünscht. Dieses Verfahren schafft Rechtssicherheit. Und es sorgt für Qualität: Denn wer anders als der eigene Verlag garantiert für einen vollständigen Text und eine elektronische Wiedergabe, die Ansprüchen von Lesern und Forschern genügt. Dafür etwas zu investieren, ist allemal besser, als minderwertige Scans mit hohen Fehlerquoten in Umlauf zu bringen.