Buchhändler-Aktionen

Frankfurts rollende Bücher

20. März 2008
Redaktion Börsenblatt
Arno Juhre liefert seinen Kunden die Lektüre persönlich ins Haus. Flyer im Briefkasten werben für den Service vor und nach Ladenschluss.
Das Pizza-Taxi ist eine etablierte Institution. Wenn einen der Hunger packt, liefert die Pizzeria des Vertrauens
die duftende Mahlzeit in die Wohnung – ohne dass der Besitzer diese auch nur einen Moment verlassen muss. Dass dieses Modell auch mit Büchern funktioniert, macht Arno Juhre von der Nibelungen Buchhandlung im Frankfurter Nordend vor: Morgens, bevor er den Laden öffnet, bepackt er seinen Volvo mit Büchern, die Kunden bei ihm bestellt haben. Dann liefert er die gewünschte Lektüre direkt bis an die Haustür. Den Service nehmen die unterschiedlichsten Kunden in Anspruch: Gehbehinderte, denen der Weg zu mühsam ist, gestresste Frankfurter, die wenig Zeit haben, aber auch junge Leute, die es einfach gern bequem haben.

 
Werbung mit Flyern erfolgreich

Startschuss für Juhres Buch-Lieferservice war eine Flyer-Aktion: Die Zettel wurden im näheren Umkreis der Buchhandlung verteilt:"Diese Briefkastenwerbung lief wirklich sehr gut", freut sich Arno Juhre. "Ich denke, wir haben eine Marktlücke entdeckt. Zum Teil wissen die Bürger gar nicht, was der Buchhandel logistisch alles auf die Beine stellen kann." Die Kunden seien immer wieder erstaunt darüber, wie schnell eine Buchbestellung abgewickelt werden kann.

Die "rollenden Bücher" sind für Juhre natürlich ein Extra-Aufwand, da er die Auslieferung selber übernimmt. In seiner 100 Quadratmeter großen Buchhandlung arbeiten keine weiteren Vollzeitbeschäftigten. Doch seine Flexibilität und sein Einsatz zahlen sich aus und werden von den Kunden honoriert. Ganz klar: Der Lieferservice ist eine Mischkalkulation, denn viele Kunden bestellen ein Buch für unter zehn Euro. Es gibt aber auch Käufer, da beläuft sich die Rechnung auch mal auf 150 Euro.

Nur nicht übertreiben

Da die Briefkasten-Werbung für seinen Lieferservice so erfolgreich war, sollen weitere Aktionen folgen:"Man darf es mit der Werbung aber auch nicht übertrei  ben, sonst stumpfen die Kunden ab", weiß Juhre: "Bei sparsamer eingesetzten Flyern bleiben die Leute neugierig. Ich hatte nur positives Feedback, auch von denen, die eigentlich keine Werbung in ihrem Briefkasten haben möchten", sagt Arno Juhre, der täglich mindestens
zwölf Stunden arbeitet.

Sinnvoll ist eine Werbeoffensive aus seiner Sicht immer dann, wenn ertragreiche Zeiten bevorstehen – etwa das Weihnachtsgeschäft. Im Dezember 2007 waren die Unkosten der Briefkasten-Werbung innerhalb von zwei Wochen wieder drin. Und die Langzeitwirkung ist beachtlich: Einige Kunden kommen noch ein halbes Jahr nach dem Verteilen der Flyer auf das Angebot zurück. Und Juhre lässt sie nicht lange warten: Um eine schnelle Lieferung zu garantieren, bepackt er auch abends nach Ladenschluss wieder seinen Volvo – die nächste Tour durch Frankfurt beginnt.