Der hohe Anteil der All-Age Titel ist wenig überraschend im Gegensatz zum "Bilderbuch, das 2009 mit fast 4 Prozent noch stärker als der Gesamttrend des Buchmarkts zugelegt hat", sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen, Ulrich Störiko-Blume. Ihm bereitet Sorge, dass das Segment Kinderbuch 2009 kein Wachstum verzeichnen konnte. Und sieht die Schule in der Pflicht: "Die Förderung der Lesefreude der Grundschulkinder darf sich nicht im Didaktischen erschöpfen."
Die Vorsitzende des Arbeitskreises für Jugendliteratur, Regina Pantos, kritisierte die bereits im
Kleinkindalter beginnende Aufteilung in Bücher für Jungen und für Mädchen, die sich in den
Themen wie Prinzessinnen und Elfen für Mädchen und Fußball sowie Rittern und Piraten für Jungen spiegele. "Eine Piratin wie in "Seeräuber Moses“ von Kirsten Boie ist eine Ausnahme. Die Damen auf der Ritterburg kommen nicht vor. Die Mädchen tauchen in den Serien ein in die pinkfarbene und glitzernde Markenwelt ein, beschrieb Pantos und zitierte die Kinderliteraturwissenschaftlerin Gundel Mattenklott: "Die große rosa Mädchenwolke driftet in die modische Trivialität – so ungefährlich wie das Sammeln von Glanzbildchen und ästhetisch auf dem gleichen Niveau."
Simone Ehmig, Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen, hob die Brückenfunktion der All-Age-Bücher hervor, die Eltern, Kinder und Jugendliche gemeinsam lesen sollten. "Eltern müssen sie gegebenenfalls vorlesen oder weitergeben, sie müssen gesprächsbereit sein und ihren
Kindern das Lesen als einen Weg zur Selbstentfaltung ebnen." Ohne diese Vorbedingungen blieben
sowohl All-Age-Bücher wie Kinderbücher längerfristig auf der Strecke. Es sei an der Leseförderung, "schwierigen Umfeldern überhaupt die Disposition herzustellen, dass "All Ages“ lesen."