Leipziger Buchmesse

Buchjournal-Talk mit Prinz Asfa-Wossen Asserate

18. März 2010
Redaktion Börsenblatt
101 wichtige Fragen zu "Afrika" stellt Asfa-Wossen Asserate in seinem neuen, gleichnamigen Buch – und liefert gleich die Antworten dazu. Auch im Buchjournal-Talk heute vormittag auf der Leipziger Buchmesse blieb der Prinz keine Antwort schuldig.

"Wir leben in einer Republik, da ist mir jede Art von Anrede lieb", erklärt Asfa-Wossen Asserate, Prinz aus dem äthiopischen Kaiserhaus, gleich zu Beginn auf die Frage von Buchjournal-Redaktionsleiter Eckart Baier, wie denn die korrekte Anrede sei. Baier wollte sich keinen Schnitzer erlauben: Asserate, heute im Hauptberuf Unternehmensberater, kennt man als Autor des Benimmratgebers "Manieren" (Eichborn).

Im Buchjournal-Talk im gut besuchten Sachbuchforum ging es allerdings um des Prinzen neuestes Werk: "Afrika. Die 101 wichtigsten Fragen und Antworten". In dem Buch, erschienen bei C. H. Beck analysiert Asserate, der nach der Revolution in Äthiopien nicht mehr in seine Heimat zurückkehren konnte, die Probleme des in Europa immer noch weitgehend unbekannten Kontinents. Und die sind nicht gering: Krisen, Katastrophen, Korruption, Bürgerkrieg und Hunger kämen in praktisch jedem afrikanischen Land vor.

Dennoch habe er Hoffnung: "90 Prozent der Menschen in Afrika sind unter 25 Jahre alt. Es wächst eine neue Generation heran. Das gibt mir Kraft zu glauben, dass wir die großen Probleme eventuell beseitigen können." An Demokratisierungsprozesse sei jedoch nicht zu denken, "solange es nicht gelingt, die afrikanischen Gewaltherrscher zu entmachten". Dazu brauche es eine konsequente, gemeinsame europäische Afrikapolitik. Doch auch die Länder Afrikas müssten geschlossener auftreten und die Afrikanische Union mit Leben füllen.

Was die Politik noch nicht schafft, kann wenigstens aus dem grünen Rasen geübt werden. Die Fußball-WM könne zum gemeinsamen nationalen Bewusstsein beitragen. "Die WM wird auf die afrikanische Mentalität einen gewaltigen Einfluss haben!", glaubt Asserate. Und welche Vorstellungen haben die Afrikaner eigentlich von den Deutschen? "Dass sie die tüchtigsten Europäer sind, die zuverlässigsten Arbeiter und dass sie mehr als fünf Liter Bier am Tag trinken." Der größte Unterschied zwischen allen Europäern und den Afrikaner sei jedoch: "Europäer haben Uhren, Afrikaner haben Zeit!"

Weiterer Buchjournal-Talk:

Heute, 17 Uhr, im Sachbuchforum, Halle 3, Stand E 211
Mit Uwe-Karsten Heye und Bärbel Dalichow
Ihr Buch "Wir wollten ein anderes Land" erzählt eine besondere Familiengeschichte in der DDR: Bärbel Dalichow, Tochter von Brunhilde Hanke, die Oberbürgermeisterin von Potsdam war, plant die Flucht aus der DDR. Eine Zerreißprobe für die sozialistische Musterfamilie – und später stellt Dalichow fest, dass ihr Ehemann sie an die Stasi verraten hat. Uwe-Karsten Heye, Publizist und ehemaliger Regierungssprecher, hat die Geschichte aufgezeichnet.
Moderation: Sabine Schmidt, Buchjournal