Messe-Blog

Das Überbuch

22. März 2010
Redaktion Börsenblatt
Während die Propheten des Gutenberg-Untergangs an vielen Orten der Messe ihre düsteren Szenarien entwickeln (und manch einer, wie der Autor Jürgen Neffe, nicht mehr vom Buch, sondern lieber vom "Libroid" sprechen will), liegt da, am Stand der Arno-Schmidt-Stiftung, dieses Trumm vor uns.

Ein Buch, ohne Zweifel, wenn auch noch als Blindband. Es ist "Zettel's Traum", Arno Schmidts "Überbuch" auf 1334 DIN-A3-Seiten, von dem er, als er es 1968 vollendet hatte, befürchtete: "Es wird sich wohl nicht mehr setzen lassen." Vor 40 Jahren wurde das Werk als Faksimile veröffentlicht - im kommenden Herbst erscheint es als gesetztes Buch und wird, im Wortsinn, den Schlussstein der "Bargfelder Ausgabe" von Schmidts Werken bilden. Ein Mammut-Projekt für den Gestalter Friedrich Forssman, der, unterstützt von vielen fleißigen Helfern, Typo und Satz übernommen hat.

Kein Wunder, dass das Riesen-Teil Aufmerksamkeit erregt. Friedrich Forssman und die Kollegen von der Arno-Schmidt-Stiftung müssen jede Menge Fragen beantworten, nicht selten skurrile: Kann man das Ding mitnehmen? Warum steht da nix drin? Wie viel wiegt es eigentlich? Und wie, bitte, soll man so was im Bett lesen? In diesem Moment tritt ein kleines Mädchen an den Tisch, mustert das Buch, schaut Forssman mit großen, blitzblanken, staunenden Augen an. Und fragt: "Um was geht's denn in dem Buch?" Während der Gestalter zu einer irgendwie passenden Antwort ansetzt, glauben wir, den Meister aus Bargfeld hinter der Stellwand kichern zu hören: "Was stünde nicht in Zettel's Traum?" Uns scheint das, neben den Jubelfanfaren über Besucherrekorde, ein hübsches und ziemlich passendes Ende der Buchmesse zu sein.