Der Internet-Boom hat Gewinner und Verlierer – zu den Gewinnern zählen zum Beispiel die Betreiber der Plattform gutefrage.net, zu den Verlierern die Ratgeberverlage. Wer Rat sucht, so die Annahme, findet ihn viel schneller und bequemer im Internet. Und obendrein kostenlos. Ohne Chancen sind Verlage trotzdem nicht. Das traditionelle Geschäftsmodell gerät zwar ins Schlingern, kann aber nach wie vor seine Spur halten. Jährlich verliert der Markt etwa drei Prozent an Umsatz – von einem großen Crash kann da noch keine Rede sein.
In Frankfurt, wo derzeit die Ratgeberverlage tagen, ist die Stimmung heute jedenfalls überwiegend heiter. Das mag zum Teil daran liegen, dass draußen die Sonne scheint. Allerdings lässt sich schon am Programm der Tagung ablesen, dass es längst nicht nur das frühlingshafte Wetter ist, das die Stimmung trägt.
Los ging es am morgen erst einmal mit der Feststellung von Arbeitskreis-Sprecherin Nadja Kneissler (Delius Klasing), dass sich die Verlage diesmal bewusst für den Tagungsort Mediacampus entschieden haben: "Näher dran zu sein am Nachwuchs", betonte Kneissler, dies sei für Verlage mehr denn je wichtig.
Damit das nicht nur schöne Theorie bleibt, hatte der AkR den Auszubildenden vorab eine Hausaufgabe gestellt – in Form der Frage: Wie sollen Ratgeber in Zukunft aussehen? Heute präsentierten sie ihre (für viele verblüffende) Antwort: Im Grunde, so das Fazit der Umfrage, die 13 Auszubildende unter 93 Kommilitonen durchführten, kommen Ratgeber von heute gut an – so sehr müssten sie sich gar nicht verändern.
Verblüfft waren viele Teilnehmer auch von Markus Wölflick, Geschäftsführer von gutefrage.net. Warum? Er hat zusammen mit seinem Team (und unter dem Dach von Holtzbrinck) in den vergangenen Jahren eine Art Ratgeberzentrale im Internet aufgebaut – die, so Wölflick, "äußerst profitabel" sei, durch Werbung (Suchmaschinenoptimierung via Google). Konkurrenz hin oder her: Ein Zähneknirschen war während seines Vortrags nicht zu hören. Friedliche Koexistenz lautet offenbar das Gebot der Stunde – und Kooperation. (Derzeit sind unter anderen Gräfe und Unzer sowie Ulmer bei gutefrage.net dabei.)
Für den Nachmittag stehen zwei weitere Vorträge auf dem Programm. Im Fokus auch hier: Die Suche nach Anknüpfungspunkten – zwischen Print und Online. Zuerst werden Marlies Hebler und Simon Seeger von Textunes über "Geschäftsmodelle 3.0" sprechen. Worum es ihnen geht: Sie wollen Wege aufzeigen, wie sich auf mobilen Endgeräten Ratgeberinhalte gewinnbringend verkaufen lassen. Den Abschluss macht Andreas Meyer, Berater bei Verlagsconsult. Er hat sich im Vorfeld der Tagung - ähnlich wie die Auszubildenden am Vormittag – ebenfalls Gedanken gemacht über die Frage "Wie sieht der Ratgeber der Zukunft aus?"
Aktuelle Informationen zum Ratgebermarkt - und ein Interview mit dem Keynote-Speaker von gestern Abend, Giovanni di Lorenzo ("Die Zeit") - finden Sie in unserem Online-Special Ratgeber.