Eyrolles hatte im Februar angekündigt, nach 19 Jahren und damit vor dem Ende seines Mandats im Juni 2011 sein Amt niederlegen zu wollen. Am 17. März hatte das zwölfköpfige SNE-Exekutivbüro Alain Kouck zu seinem Nachfolger ernannt, den Chef von Frankreichs zweitgrößtem Verlag Editis, Filiale der spanischen Planeta-Gruppe. Gegen dieses , wie "La Tribune" nach Einsicht der Statuten berichtet, nicht satzungsgemäße Verfahren, protestierte Hachette Livre, die zur Lagardère-Gruppe gehörende Nummer Eins des Verlagswesen.
Hachette-Chef Arnaud Nourry bestritt, dass es in jener Sitzung zu einer Abstimmung, geschweige denn, wie der SNE mitgeteilt hatte, zur "einstimmigen Wahl" von Alain Kouck gekommen sei. Hachette, das den SNE zu 40 Prozent finanziert, verfügt in dem Gremium über zwei Stimmen. Verärgert verabschiedete sich Hachette vorübergehend aus dem Exekutivbüro und fordert die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung der gut 500 SNE-Mitglieder. Am 23. März ließ der SNE nun wissen, Serge Eyrolles bleibe bis zu dieser Hauptversammlung im Amt. Dann soll nicht nur ein neuer Präsident gewählt, sondern auch die Satzung geändert und eine im Zwei-Jahres-Turnus wechselnde Präsidentschaft eingeführt werden. Geplant ist, auf Alain Kouck dann Laurent Nourry folgen zu lassen.
Die Episode zeugt nicht nur von der Konkurrenz zwischen Editis und Hachette Livre, die sich etwa auf dem Feld des e-books blockieren. Sie eröffnet auch eine weitere Front im Konflikt zwischen Hachette und dem SNE, der im Vorfeld des Buchsalons bekannt wurde. Der Verlagskonzern reduziert seine Beteiligung daran auf einen kleinen Stand, der nur professionellen Kontakten dienen soll. Hachette hatte dem SNE als Veranstalter und dem mit der Durchführung beauftragten Unternehmen Reed Expo nicht nur zu hohe Standmieten vorgeworfen. Vor allem sei der Buchsalon zu einer Publikumsveranstaltung für Autogrammjäger geworden. Zahlreiche Verleger hatten sich dieser Kritik angeschlossen. Die Editions Bayard bleiben dem Buchsalon dieses Jahr fern. Auch über die Verlegung der Messe zurück ins Grand Palais im Pariser Zentrum, über die seit langem debattiert wird, war bis zum Eröffnungsabend nicht entschieden.