Sind Sie zum ersten Mal in Bologna, um hier nach guten Stoffen für Ihr All-Age-Programm zu suchen?
Kuckertz: Nein, schon im vergangenen Jahr, als wir noch gar nicht am Markt. Wir haben damals für die ersten beiden PAN-Programme eingekauft. Jetzt sind wir nicht nur mit unseren ersten Büchern präsent sondern kennen die Szene hier auch schon etwas besser. Wir haben schon viele Manuskripte vor der Messe geprüft. Insofern wird Bologna der Frankfurter Buchmesse immer ähnlicher.
Und Sie treffen hier auf Kollegen aus anderen Publikumsverlagen?
Kuckertz: Sie sind alle da: Lektoren von Blanvalet, Heyne, Penhaligon, Rowohlt und viele andere. Die Stimmung ist hier sehr gut. Die ausländischen Agenten sagen gerade wieder, die Deutschen würden den Markt bestimmen, indem sie bei Auktionen immer höher gehen.
Haben Sie neue Trends bemerkt?
Kuckertz: Untote in allen Formen und Varianten vor allem aus dem angloamerikanischen Raum sowie Dystopien, also negative Utopien für Leser ab etwa 14 Jahren, wobei diese Plots im Jugendbuch meistens nicht so hoffnungs- und trostlos enden wie in der Belletristik für Erwachsene. Aus diesen Themenkreisen werden mehrere Spitzentitel angeboten, die in ihren Originalverlagen noch gar nicht erschienen sind. Es sieht danach aus, als könnte daraus ein Trend werden. Wir befänden uns also gerade im Geburtsstadium. Aber über den Erfolg solcher Moden entscheiden letztlich auch die Leser.
Also neue Geschichten, die wieder in All-Age-Manier funktionieren?
Kuckertz: Die Themen sind ja nicht wirklich neu. Die Vampirwelle ist etwas im Abebben und man schaut, wo kommt etwas Frisches. Das tun nicht in erster Linie Agenten oder Verlage, sondern die Autoren selbst. Ich glaube, das ist ein Kreislauf. Es werden Anleihen bei der Fantasy oder der Science Fiction gemacht und manchmal wandern auch Sujets von der Erwachsenenliteratur, beispielsweise auch aus dem Horror-Genre ins Jugendbuch und nehmen aber dabei u.a. durch die jungen Protagonisten neue Gestalt an, die für viele Leser faszinierend sind.
Werden es wieder mehrbändige Werke sein?
Kuckertz: Ja. Es werden immer mehr Serien angeboten: Es fängt bei zwei Büchern an, es folgen Trilogien und lange Reihen. Gute Stand Alones sind Raritäten auf dieser Messe. Das führt insofern zu Schwierigkeiten, als man sich auf Jahre die Programme füllen würde, wenn man solche Mehrteiler kauft.
Wobei Sie mit der vielbändigen Vampirreihe von Darren Shan lange vor Twilight ja auch gute Erfahrungen gemacht haben.
Kuckertz: Durchaus. Aber wir machen jetzt bei Pan 14 Titel im Jahr. Daher müssen wir sehr selektiv einkaufen.
Spüren Sie Spannungen, weil Sie als Big Player mit dickerer Brieftasche betrachtet werden?
Kuckertz: Das kann ich nicht genau sagen, weil ich die andere Seite nicht gut genug kenne. Aber ich beobachte, dass sich auch die Kinder- und Jugendbuchverlage ändern. Sie nehmen mehr Geld in die Hand. Es geht nämlich auch anders rum. Wir wurden kürzlich von einem Kinder- und Jugendbuchverlag ausgestochen. Da hat man uns eine Autorin, die schon bei uns veröffentlicht hat, mit sehr viel Geld weggekauft. Es entsteht eine neue Dynamik und die besteht nicht nur darin, dass große Konzernverlage in den Kinder- und Jugendmarkt drängen. Auch die Kinder- und Jugendbuchverlage, sehen, dass der Markt größer wird und dass man die Umsätze steigern kann.