Individuell ist kein deutscher Verlag präsent. Dass dieses Jahr zur Feier des dreißigjährigen Bestehens der Messe kein Gastland, sondern neunzig Schriftsteller (darunter Doris Lessing, Imre Kertész, Antonio Lobo Antunes, Salman Rushdie oder Daniel Kehlmann) geehrt werden sollten, scheint allerdings die Attraktivität des Buchsalons geschmälert zu haben. Auch das wachsende Interesse am elektronischen Buch und die zahlreichen Veranstaltung zu diesem Thema konnte das nicht ausgleichen. Streitigkeiten im Verlegerverband SNE, dem Veranstalter, und die reduzierte Beteiligung mehrerer Verlagskonzerne verursachten zudem einen Image-Schaden. Frankreichs größter Verlagskonzern Hachette reduzierte seinen Stand von tausend auf hundert Quadratmeter und nützte ihn nur für Begegnungen innerhalb der Branche. Der französische Kulturminister bedauerte das auf seinem Messerundgang: "Wie ein Schalter der Sozialversicherung“ sehe der Hachette-Stand aus. Auch La Martinière verringerte seine Standfläche um dreißig Prozent. Bayard fehlte ganz – weil der Pariser Salon mit dem in Mailand kollidierte. Insgesamt waren dennoch nach Angaben des SNE tausend Verlage präsent. Denn tatsächlich sind es die kleinen Häuser, die sonst nur mit Mühe in Erscheinung treten und oft in der französischen Provinz beheimatet sind, die die Besonderheit des Pariser Salon ausmachen. Sie stellen ihre Produktion nicht zuletzt an den Ständen der französischen Regionen wie Burgund oder Bretagne aus. Das zeigt die ganze Vielfalt der französischen Verlagslandschaft“, freut sich Niki Théron. Die großen Häuser sehen sich von diesem Rummel dagegen eher behindert.
Der neue Buchsalon-Chef Bertrand Morisset will den Pariser Buchsalon nach dem Vorbild der Frankfurter Buchmesse für Fachbesucher attraktiver machen. Denn die diesjährigen Dissidenten klagten nicht nur über zu hohe Standmieten, sondern auch darüber, dass die Messe nur noch für Autogrammjäger von Interesse sei. Dennoch scheuen auch deutsche Verleger die Reise nicht. So Manfred Metzner, Vorstandsvorsitzender der Kurt Wolff Stiftung und Chef des Heidelberger Wunderhorn-Verlages. "An den Ständen steht hier das Verkaufspersonal, selten der Verleger“, sagt er. Aber der Salon ist eine gute Gelegenheit, Autoren kennenzulernen. Die Treffen mit den Lizenzabteilungen finden dann aber oft außerhalb des Salons in den Verlagsräumen statt. Benedikt Viertelhaus vom Bonner Weidle-Verlag nützt die Gelegenheit zur Marktbeobachtung und zur Begegnung mit Verlagen, mit denen er bereits zusammenarbeitet.
Paris
31. März 2010
Nach fünf Tagen geht heute in Paris der Salon du Livre zu Ende. Die wichtigste französische Buchmesse dürfte ersten Einschätzungen zufolge nicht wesentlich weniger Besucher angezogen haben als im Vorjahr (200.000 Besucher).
Dieses Jahr erwarteten die Veranstalter 220.000 Besucher. Die Umsätze allerdings könnten auf dieser Verkaufs- und Publikumsmesse zurückgegangen sein. So klagte die Pariser Buchhändlerin Gisela Kaufmann von der librairie buchladen, die am Stand des Börsenvereins deutsche Bücher anbietet, am Samstag über äußert bescheidene Umsätze: "Am ersten Tag habe ich zwanzig Bücher verkauft“ – weniger als in ihrer Buchhandlung, die sie während des Buchsalons schließen muss. Am Montag, der erstmals nicht dem Fachpublikum vorbehalten war, drängten sich aber nach Einschätzung von Niki Théron, die den Stand des Börsenvereins betreut, nicht weniger Menschen zwischen den 400 Ständen als sonst. Dreißig bundesrepublikanische Verlage sowie die Kurt Wolff Stiftung werden vom Börsenverein beherbergt.