Kommentar

Bunte neue Welt

31. März 2010
Redaktion Börsenblatt
Wenig bleibt, wie es ist. Das mögen viele bedauern und als anstrengend empfinden, zu ändern ist es eher nicht. Außerdem ist das Neue auch reizvoll. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Holger Heimann.

Auf der Buchmesse in Bologna waren die Kinderbuchverleger nicht mehr unter sich und über neue Konkurrenz verärgert. Doch die in Mode gekommenen All-Age-Titel passen eben in das Programm von Heyne ebenso wie in das von Carlsen.

Es gibt manch andere Beispiele dafür, dass starre Regeln nicht länger gelten. Es muss nur einer beginnen und Erfolg haben, dann ist das gerade eben noch Sakrosankte schnell das Überkommene. Einen nur auf Frühjahr und Herbst fixierten Auslieferungsrhythmus etwa bedienen immer weniger Verlage.

In den USA und auch hierzulande versuchen sich Autoren als Verleger der eigenen Werke. Daraus wird kaum eine Massenbewegung werden, aber als von einigen genutzte Variante gehört auch die neue Selbstverlegerei, die sich der Möglichkeiten des elektronischen Publizierens bedient, zum immer facettenreicheren Bild der Branche.

Wenn alles im Fluss ist, werden dann Verleger auch Buchhändler, wie der Autor Ulf Erdmann Ziegler fordert, und Buchhändler bald Verleger, wie Thalia-Chef Michael Busch angedeutet hat? Manche werden nicht erst, sondern sind schon – wie der Taschen Verlag zum Beispiel. Und warum soll nicht Fischer in Frankfurt oder Suhrkamp in Berlin einen eigenen Buchshop aufmachen? Die eine große Lösung hingegen ist nicht zu haben. Die Trennung zwischen Produzenten und Verkäufern aufzugeben, hieße auf Spezialisierung und also auch Professionalisierung verzichten. Das aber wäre ein Schritt zurück, nicht nach vorn – zu mehr Vielfalt.