Kommentar

Sortiment: Gute Gründe(r)

15. April 2010
Redaktion Börsenblatt
Die Buchbranche sei schwerfällig, sagen manche – vom Sicherheitsdenken beherrscht, innovationsmüde. Dabei beweisen Verlage, Sortimente, Zwischenhändler und Dienstleister täglich das Gegenteil. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Tamara Weise.
Natürlich verdienen sie ihr Geld in erster Linie mit einer Erfindung, die älter als 500 Jahre ist (dem Buchdruck). Aber sie blicken dennoch nach vorn. Höchste Zeit also, um mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen. Zum Beispiel diesem: dass es aus wirtschaftlicher Sicht so gut wie aussichtslos sei, eine Buchhandlung zu gründen.

Das stationäre Sortiment hat zweifellos Probleme, der Wett­bewerb nimmt zu, der Marktanteil sinkt. Wie es scheint, lauern hinter jeder Ecke Gefahren, während die Chancen einen großen Bogen um die Inhaber und ihre kleinen, feinen Buchhandlungen machen. Wer einen Blick über den Tellerrand wagt, sieht jedoch etwas anderes: Gründer schaffen es sehr wohl, ihr Unternehmen auf Fahrt zu bringen – und das sogar häufiger, als es in anderen Branchen gelingt. Gründer im Sortiment geben deutlich seltener auf, zeigt eine Börsenblatt-Stichprobe (siehe Börsenblatt Heft 15, Seite 16).

Woran das liegt? Neigen Gründer im Buchhandel eventuell nur stärker als anderswo zur Selbstausbeutung? Ja – und nein. Denn sie wissen sehr wohl, dass sich Probleme nicht einfach aussitzen lassen. Dass auf Dauer Fakten zäh-len, nicht nur die Liebe zum Buch. Die Branche sollte diese neue Gründergeneration nach Kräften unterstützen. Weil sie, statt Traditionen zu verklären, beständig für Erneuerung sorgt.