Im deutschen Buchhandel ist das Kunstbuch ein seltener Gast geworden – zumindest jenseits von Spezialisten, Museumsshops und modernem Antiquariat. Wie sich das ändern lässt: Das war eine Frage, mit der sich die Kunstbuchverleger jetzt im Frankfurter Buchhändlerhaus befasst haben. Thomas Emig von Wasmuth gab dabei als Gast Tipps aus Handelssicht. Einige Stichpunkte:
- Vertriebskooperationen: Gemeinsame Kataloge könnten dem Handel einen gebündelten Überblick über Kunstbuchnovitäten aus mehreren Verlagen geben. Als Vorbilder nannte Emig das Verzeichnis UTB Forum oder auch den Endkundenprospekt der Arbeitsgemeinschaft Baufachverlage.
- Maßgeschneiderte Informations- und Novitätenpakete zu einzelnen Themen oder Ausstellungen: Emig empfiehlt den Verlagen, solche Paketlösungen gemeinsam zu schnüren: "Das senkt das Risiko und erhöht die Chance, wahrgenommen zu werden". Unabdingbar aus seiner Sicht: »Ein vernünftiges Zahlungsziel und Rückgaberecht nach 90 Tagen".
- Rackjobbing: Im juristischen Fachbuch seit langem üblich, für Kunstbuchverlage noch kein Thema. "Warum eigentlich nicht?", fragte Emig in die Runde.
- Ramsch: Preisreduzierte Waren zuerst an die A-Kunden aus dem Sortiment zu verteilen statt an große Versender – auch das ist für Emig eine Möglichkeit der Kundenbindung.
Grundsätzlich sieht Emig, der sieben Museumsbuchhandlungen betreibt, durchaus Zukunftsperspektiven für das Kunstbuch im Sortiment: "Gerade kleinere und mittlere Buchhandlungen können sich damit von den Filialisten abheben". Zumal das Kunstbuch, anders als das Fachbuch, wenig Beratungsbedarf nach sich ziehe und viele attraktive Präsentationsmöglichkeiten eröffne.
Wer das Kunstbuch wieder stärker im Buchhandel verankern will, sollte den buchhändlerischen Nachwuchs nicht vergessen: Jürgen Lemke, der die Lehrbuchhandlung auf dem mediacampus frankfurt in seckbach leitet, machte den AG-Teilnehmern verschiedene Angebote für eine engere Zusammenarbeit. Denkbar sei beispielsweise ein Schülerprojekt, um in der Lehrbuchhandlung auf dem Campus eine Kunstbuchabteilung aufzubauen – oder auch ein eigenes Unterrichtsmodul rund ums Kunstbuch.
Am schnellsten und einfachsten umzusetzen: Veranstaltungen in Seckbach, bei denen sich einzelne Kunstbuchverlage einen Abend lang mit ihrem Programm bei den Schülern vorstellen. Die ersten Terminanfragen bekam Lemke noch am Ende der Tagung. Ein Anfang ist schon gemacht: Vergangene Woche war der Präsenz Verlag aus dem hessischen Hünfelden in Seckbach zu Gast, um über seine Titel rund um Kunst und Spiritualität zu informieren.
Beim Thema Kooperationen waren die Arbeitskreis-Mitglieder dagegen deutlich zurückhaltender. Dass es den Verlagen nicht mal auf der Buchmesse gelinge, eine zentrale Anlaufstelle für das Kunstbuch zu schaffen, machte Bettina Preiß deutlich, Initiatorin der gemeinsamen AG und Verlegerin bei VDG Weimar. Allerdings: Beim Messe-Auftritt der Kunstbuchzone in Halle 4.1 wird sich 2010 einiges ändern, wie Birgit Fricke von der Frankfurter Buchmesse ankündigte. An den Details wird noch gefeilt. Auch eine Gangparty der Kunstbuchverlage ist angedacht. Außerdem stellte Iris Klose, ebenfalls von der Buchmesse, das Konzept für ein deutsch-französisches Treffen der Kunstbuchverleger vor, das am 17. und 18. Juni in Berlin stattfinden wird und Koproduktionen ebenso befördern soll wie das Lizenzgeschäft (Information und Anmeldung bei der Buchmesse unter Telefon: 069 / 2102-46220).
Wie die Verlage mit ausländischen Kollegen und speziell mit Asien ins Geschäft kommen können – dazu gab es Tipps von Harald Gläser, bei KNV für Exportfragen zuständig. Rund 600 Handelskunden betreut KNV im fremdsprachigen Ausland, die regelmäßig mit thematischen Themenlisten und Vorschau-Paketen bestückt werden. Auch elektronische Newsletter der Verlage leitet KNV auf Wunsch an den internationalen Buchhandel weiter.
Das nächste Mal trifft sich der Arbeitskreis Kunstbuchverlage am 9. Juni in Berlin, im Vorfeld der Buchtage. Dann geht es um das Thema Digitalisierung, beispielsweise um Applikationen fürs iPhone und um Kunstbücher im EPUB-Format. Mehr bei Anke Simon vom Verleger-Ausschuss des Börsenvereins, Telefon: 069 / 13 06 - 599, E-Mail: simon@boev.de