Seit einer Woche habe ich mich (und das iPad) einem ausgiebigen und völlig subjektiven Selbsttest unterzogen. Meine Einschätzung variiert sehr deutlich von der anderer iPad-Besitzer. Während letztere bereits das Ende des PC voraussagen, geht mein Urteil eher in die Richtung interessantes Multifunktionsgerät – mit einigen Schwächen und Einschränkungen.
Eindeutig für das iPad sprechen Design und der Formfaktor, dagegen das Gewicht: Es sieht schön aus und liegt gut – mit 700g aber auch sehr schwer - in der Hand. Verglichen mit E-Book-Readern mit 150g Gewicht ergänzt das iPad das Lesen um eine echte Fitnesskomponente für Bizeps und Trizeps (empfohlen sei daher der regelmäßige Wechsel von der rechten in die linke Hand und umgekehrt). Die fehlende Tastatur und der iPhone-ähnliche Formfaktor machen es sozialer. Man kann es auf den Tisch legen und damit anders als beim Notebook auch zu dritt oder viert gemeinsam Bilder und Texte betrachten. Dagegen fehlt der Schutz, den das zuklappbare Display dem Laptop gibt. Ganz abgesehen von dem fehlenden Scheibenwischer gegen die allgegenwärtigen Fingerabdrücke. Einen hohen Nutzen für einzelne Zielgruppen hat sicherlich das stark reflektierende Display, das man jederzeit als Spiegel nutzen kann.
Das iPad ist perfekt dafür gemacht, mit ihm im Internet zu surfen und always-on zu sein. Es macht Spaß animierte Bücher zu lesen und mit der Touchfunktion zu blättern und zu navigieren. Auf die Dauer fehlen allerdings viele wichtige Funktionalitäten des Notebooks, wie die Tastatur für längere E-Mails, der direkte Druckeranschluss oder der Slot für SD Karten zum schnellen Importieren von digitalen Fotos.
Zudem ist die Nutzung in diversen Bereichen stark eingeschränkt. Einige Beispiele: Weil der deutsche App-Store für das iPad noch nicht geöffnet ist, kann man zurzeit nur mit einigem Tricksen Apps auf das iPad laden. Auch eigene Dateien können nicht einfach so aufgespielt werden. iPhone-Apps wiederum werden genauso groß abgebildet wie auf dem iPhone-Displays, also viel zu klein. Und wenn man sie vergrößert, verpixeln Text und Bilder.
Versucht man eine objektive Betrachtung, kommt man zu einem guten, aber nicht euphorischen Ergebnis. Nicht unterschätzen sollte man aber den Apple-Hype-Faktor: ich bin bisher durch keine Sicherheitskontrolle am Flughafen gekommen, ohne das iPad vorführen zu müssen – und das nicht aus Sicherheitsgründen. Benutzt man es in der U-Bahn, kann man sich neidischer Blicke sicher sein. Ob es also auf die objektiven Features (oder eben deren Fehlen) überhaupt ankommt, werden die nächsten Monate zeigen.