Weiterbildung

Libri.Campus: "So wird Ihr Laden zum Magneten"

5. Mai 2010
Redaktion Börsenblatt
Seit gestern setzen sich in Bad Hersfeld rund 110 Buchhändler intensiv mit dem Thema Standort-Erosion und Frequenzverlust auseinander: Der Libri.Campus ist in die achte Auflage gestartet. Sieben Referenten haben am ersten Tag gezeigt, wie man als Sortimenter auch außerhalb von 1a-Lagen gute Geschäfte machen kann.

In seiner Begrüßung bedankte sich Libri-Vetriebsleiter Bertram Pfister zunächst für das große Interesse an der zweitägigen Veranstaltung, die in diesem Monat noch zwei weitere Male stattfinden soll: "Alle Termine sind komplett ausgebucht – das ging diesmal sogar noch schneller als sonst."

"Wenn die Aussicht gut ist, ist das Essen schlecht."

Dass nicht allein die Lage für den Erfolg eines Geschäfts verantwortlich ist, illustrierte Pfister mit einer Anekdote aus seinem letzten Urlaub: "In Camogli an der ligurischen Küste gibt es drei schöne Restaurants mit Hafenblick – die waren aber in der Vorsaison noch völlig verwaist." Im Fischlokal von Paolo in einer kleinen Seitenstraße sei es dagegen jeden Abend rappelvoll gewesen. "Ohne Reservierung war dort kein Tisch zu bekommen." Was Paolo anders macht? "Er bringt nur fangfrischen Fisch auf den Tisch, kocht gut und bietet nur wenige Gerichte an." Umgekehrt gelte oft: "Wenn die Aussicht gut ist, ist das Essen schlecht."

Nach dieser Einstimmung wechselten sich die vom Buchmarktforum gestellten Branchenberater Arnd Roszinsky-Terjung und Andreas Meyer mit der Moderation der Referentenbeiträge ab.

4b-Lage? Günstige Miete!

Thomas Schmitz, Inhaber der Buchhandlungen Schmitz und Schmitz Junior in Essen, erfreut sich nach eigenen Worten einer 2b- und einer 4b-Lage. "Was wir an Mietkosten sparen, stecken wir ins Marketing", so Schmidt, der auf gewerbliche Anzeigen und Streuprospekte verzichtet. Stattdessen hat er mit "Schmitzkatze" sein eigenes Kundenmagazin etabliert, das seit 2006 dreimal jährlich in einer Auflage von 4.000 Exemplaren erscheint. Seine jungen Kunden und deren Eltern bindet Schmidt mit einem eigens eingerichteten Junior Club, der inzwischen rund 8.500 Mitglieder zählt und dessen Einzugsgebiet weit über die Grenzen von Essen hinaus reicht.

Shop-in-Shop-Partner als Lösung

Mit der Restaurantkette Exki als Shop-in-Shop-Partner hat sich die Luxemburger Buchhandlung Libo gesund gestoßen. Libo-Chef Jean-Paul Ternes: "Unsere Fläche war einfach zu groß für den Umsatz, den wir gemacht haben." Jetzt zahlt der Kooperationspartner einen Teil der Miete und zieht zusätzlich neue Kunden an.

Konzentration auf das Rechnungsgeschäft

Die Buchhändler Martina Ricken-Bollinger (Buchhandlung Bollinger, Oberursel) und Wolfgang Thönes (Litfass, Dortmund) setzen auf ein verstärktes Engagement im Rechnungsgeschäft. "Mit dem richtigen Networking kann jeder Dr. Steiner sein", so Ricken-Bollinger in Anspielung auf den von Thalia übernommenen Spezialisten. Thönes hat sich zum 25-jährigen Bestehen seines als studentisches Projekt gestarteten Unternehmens außerdem die Unterstützung durch eine professionelle Medienagentur geleistet. Die hat den 50-Quadratmeter-Laden gleich mehrfach in die Zeitung gebracht und damit immer bekannter gemacht. Thönes' Credo: "Je mehr wir machen, desto mehr Potenziale entdecken wir."

Ein Buchhändler, der Horoskope erstellt

Diversifikation heißt das Zauberwort von Jürgen P. Lipp, Inhaber der esoterischen Buchhandlung Wrage in Hamburg. Mit dem konsequenten Ausbau des Angebots hat er seine Existenz gesichert: "Wenn wir allein bei den Büchern geblieben wären, wären wir nicht mehr da." Heute verkauft er mehr Nonbooks als Bücher und macht ein Drittel seines Umsatzes mit Veranstaltungen. Weitere Geschäftsfelder: Ticketverkauf, Horoskop-Erstellung und die Vermietung von Info-Fächern, in denen Flyer ausgelegt werden können.

Zu Hause zuhause

Reiner Gollenstede sitzt mit seiner Buchhandlung in Heinsberg ebenfalls fest im Sattel: Er beteiligt sich an der Kulturarbeit des Kreises und kooperiert dazu mit Ämtern, Kirchen und dem Zeitungsverlag. Dabei setzt er ganz auf Heimatverbundenheit: "Wir sind zu Hause zuhause, nicht in München, Hagen oder Aachen." Wichtig sei es aber, kein "Ladenhüter" zu sein, sondern auch nach draußen zu gehen.

Liebe, Lust und Leidenschaft beim Service

Unter dem Motto "Das Service-Kamasutra" setzte sich der Hotelier und Berater Bernd Reutemann (Hotel Bischofschloss, Markdorf / Mindness Consult) als einziger branchenfremder Referent für mehr Liebe, Lust und Leidenschaft beim Dienst am Kunden ein – und konnte mit seinem humorvollen Vortrag die meisten Lacher des Tages verbuchen. Einer seiner unkonventionellen Tipps: "Lassen Sie Ihre Mitarbeiter doch regelmäßig den Kunden des Monats wählen und dann ein Bild von ihm im Laden aufhängen."

Am heutigen Mittwoch sollen die verschiedenen Ideen in Workshops vertieft werden.