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Frank Schirrmacher zu Gast bei den Mainzer Buchwissenschaftlern

5. Mai 2010
Redaktion Börsenblatt
Buchwissenschaftler beschäftigen sich nicht nur mit gedruckten Büchern – aber die Zukunft des gedruckten Buches ist ihnen natürlich ein wichtiges Anliegen. Um der Vermutung, die viel diskutierten Thesen des Sachbuch-Bestsellers "Payback“ hätten zentral auch mit dem Medium Buch zu tun, nachzugehen, hatte das Mainzer Institut für Buchwissenschaft am vergangenen Donnerstag den Autor Frank Schirrmacher eingeladen.
Zur Einführung zitierte Christoph Bläsi, Professor für Buchwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, eine einschlägige Passage aus "Payback“: „Ich habe keine Angst um das Papier […]. Es ist kein Informationsträger der Vergangenheit, und es kann neben den Bildschirmen bestehen. Es wird anders gelesen werden, denn es ist ein Gedanken-Träger, aus dem bei der Lektüre keine digitalen Schlüsse gezogen und keine soziale Vernetzung erzwungen werden können.“ Frank Schirrmacher wies in seiner Tour de Force durch Publikationspraxis, Informationstechnologie und Neurologie z.B. darauf hin, dass fast alle wichtigen Debatten auch um die Informationsgesellschaft von gedruckten Büchern ausgelöst worden seien  – man denke neben "Payback“ z.B. an Chris Andersons "Free“ oder Jeff Jarvis´ "What would Google do ?“. Die vielen Informationen, die das Netz bereithält, würden wir alle mit einem hohen Preis bezahlen: mit unserer Aufmerksamkeit und mit sehr weit gehenden Informationen über uns und unser Leben. Wenn man in diesem Sinne der Überwachungsgefahr entrinnen und dem kontinuierlichen "False Alarm“ des Multitaskings entfliehen wolle, böte das Medium Buch – gelesen von Papier, denn digitale Lektüre ist anders ! – Zuflucht für Konzentration und Gedankengänge mit Anfang und Ende. Studierende, die sich auch in diesem Sinne dem "real thing“ widmeten und "an Print glauben“ (Schirrmacher) – wie das bei Buchwissenschaftlern ja der Fall sei – seien wichtige Verbündete bei der gemeinsamen Anstrengung, im Interesse von Kritikfähigkeit und Kreativität die Kontrolle über unser eigenes Denken zurück zu gewinnen. Die Mainzer Buchwissenschaft und der Forschungsschwerpunkt Medienkonvergenz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wollen an diesen Aspekten um "digital thinking“ und das Medium Buch in den nächsten Jahren umfassend arbeiten.