Die schöne Aktion „E-Tüpfelchen“ vor Ostern war da eine willkommene Gelegenheit. Natürlich habe ich mir ein Dokument mit hartem DRM ausgesucht, um das volle Programm durchzuziehen. Dieses Mal habe ich mein Notebook verwendet, so musste ich alle Schritte vollziehen, um mein eBook lesbar zu machen. Da wurde die sonst theoretisch geführte DRM-Diskussion auf einmal ganz praktisch: Obwohl ich sicher kein DAU[1] <#_ftn1> bin, verlor ich den Überblick, wo und wann ich nun was genau heruntergeladen hatte und wo es ggf. gespeichert ist. Ich war abgeschreckt von langen Erklärungen und Hilfetexten auf der libreka!-Seite und verhedderte mich bei Adobe. Dass ich zu guter Letzt den Text auf dem Bildschirm hatte, verdanke ich weniger der Strukturiertheit des Vorganges als vielmehr meinem unverdrossenen Forschergeist, der das Learning by Doing dem Lesen ellenlanger Hilfeseiten eindeutig vorzieht.
Einem Kunden mit weniger Energie, respektive PC-Erfahrung, möchte ich dieses Prozedere jedenfalls nicht zumuten. Für den ist es schon kaum nachvollziehbar, warum er sich nach erfolgter Anmeldung und dem (vermeintlichen) Erhalt seines Buches bei einem ganz anderen Anbieter, der Firma Adobe, anmelden soll. Erneut persönliche Daten hinterlassen, irgendeine Lizenzbestimmung akzeptieren, deren Lesen nicht zumutbar ist, also ein Vertragsverhältnis mit jemandem eingehen, den man gar nicht beauftragen wollte. Und dies mit Erläuterungen von einer Länge, die es schon mit einer Kurzgeschichte aufnehmen könnten. Genauere Details will ich hier vorsichtshalber nicht wiedergeben, wahrscheinlich könnte ich mich ohnehin nicht mehr korrekt erinnern. Das Ergebnis war jedenfalls, dass ich in meinem Account zwar meine beiden gekauften Bücher sehen, aber leider nur das soeben geladene lesen konnte. Das andere war ja auf einen Rechner im Buchladen geladen worden. Da steht jetzt zwar schön „Ihre Bibliothek“, darauf zugreifen kann ich leider nicht. Im Moment verhindert der Kopierschutz jedenfalls, dass ich mit jedem meiner Rechner meine Bücher auch lesen kann, z.B. mit dem Notebook unterwegs. Soll ich mir also doch einen Reader kaufen, um hier meine Bücher zusammenzuführen?
Der ganze Umstand bliebe einem bei der Nutzung illegaler Seiten erspart. Das habe ich zwar noch nicht ausprobiert, aber meine Tochter hat mir vor kurzem erzählt, wie einfach das sein kann: Ihre Kumpels gucken sich beliebige Kinofilme auf einer entsprechenden Seite an, die muss man nur aufrufen, den Film auswählen und einfach anschauen. Keine Anmeldung, keine Daten abgeben und das Beste: keinen Euro zahlen. Da muss man schon moralisch sehr gefestigt sein, wenn man den ganzen DRM-Umstand mitmacht, nur um sauber zu bleiben und bezahlen zu dürfen. Ich bin dafür, dass jeder, der sich an der DRM-Debatte weiter beteiligen will, einmal den Selbstversuch macht und sich, ganz still für sich, die Frage stellt, wie er das als ganz normaler User empfinden würde. Da ist es schon ziemlich witzig, dass es Stimmen gibt, die sagen, dass die mit einem Klick zu treffende Buchhändler-Auswahl ein Usability-Problem sei. Ich kann ja alle Kollegen in den Verlagen verstehen, die nicht möchten, dass ihre Inhalte raubkopiert werden. Aber mit einem (entfernbaren) Schutz die Handhabbarkeit radikal einzuschränken und trotzdem auf ein florierendes Geschäft zu hoffen, scheint mir ein deutliches Missverständnis zu sein.
Schade, dass die Usability durch das von den Verlagen verlangte DRM so massiv leidet. Denn verantwortlich ist hierfür nicht die Plattform selbst, deren Betreiber mantramäßig den Fluch des harten DRM deutlich macht. Wie an anderer Stelle in diesem Blog nachzulesen ist.