Wie bewerten Sie die Entscheidung, die BAG an einen strategischen Partner zu verkaufen?
Jaenicke: Bis vor Kurzem habe ich persönlich geglaubt, dass das Geld, das wir vor drei Jahren in die Übernahme der BAG gesteckt haben, weg ist. Nun kommt durch den Verkauf zumindest ein Teil davon zurück. Das finde ich gut. Bei den anderen Optionen, nämlich die Dienstleistung der BAG einzuschränken und vielleicht irgendwann einzustellen, oder die BAG zu subventionieren, hätten Börsenverein und MVB noch einmal draufgezahlt. Das wirtschaftliche Risiko wäre nicht kalkulierbar gewesen.
Was ändert sich für die Kunden der BAG?
Jaenicke: Der Börsenverein wird durch einen Kooperationsvertrag gewährleisten, dass die Interessen der Branche gewahrt bleiben. Der neue Eigner kann nicht nur bestehende Services anbieten, sondern darüber hinaus weitere Dienstleistungen, Abrechnungsfeatures und Zusatzprodukte bereitstellen. Stichwort Factoring, Delkredere oder Kreditvergabe.
Die Branche hat ihr Abrechnungsgeschäft bislang intern geregelt, jetzt kommt ein externer Partner hinzu. Wird er auf Misstrauen stoßen?
Jaenicke:Das glaube ich nicht. Es ist ein neutraler, sehr erfahrener Dienstleister. Würde jemand aus der Branche die Geschäfte übernehmen, wäre das bestimmt schwieriger.
Offensichtlich erscheint die BAG für den Käufer attraktiv zu sein ...
Jaenicke: Das ist sie auch. Der Käufer verfügt bereits über eine entsprechende Infrastruktur, kann seine Systeme besser auslasten, seinen Kundenkreis erweitern und den BAG-Teilnehmern eine erweiterte Produktpalette anbieten. Das erhöht die Kundenbindung und stabilisiert die Erträge.
Auf der Hauptversammlung am 11. Juni wird der Vorstand seinen Beschluss zur Debatte stellen. Wie schätzen Sie die Reaktionen der Mitglieder ein?
Jaenicke: Ich denke, es wird viele Fragen geben und vielleicht auch Widerspruch. Der Vorstand ist sich aber sicher, dass die Entscheidung, die BAG zu verkaufen, die richtige ist. Vor drei Jahren hatte man geglaubt, die BAG werde durch die Sanierung wieder zu einem profitablen Unternehmen.
Wie konnte es zu dieser Fehleinschätzung kommen?
Jaenicke: Man ist damals davon ausgegangen, dass die Branche sich solidarisch zeigt und die Abrechnungsvolumina mehr oder weniger konstant bleiben. Es war nicht abzusehen, dass einige Branchenmitglieder in größerem Umfang andere Lösungen suchen würden. Auch die neuen Anforderungen durch das Kredit-wesengesetz haben sich so nicht abgezeichnet.