Ziel oder auch Anspruch des BIT-Zentrums ist es, Informationen, die Sehenden zugänglich sind, auch für Blinde und Sehbehinderte verfügbar zu machen.
Für die Lesewelt der Blinden steht natürlich das Übertragen von Büchern im Vordergrund. Bemerkenswert, aber auch nicht ungewöhnlich ist, dass im Rahmen der Produktion von Punktschriftbüchern auch blinde Mitarbeiter tätig sind. Neben diesen Titeln stellt das BIT-Zentrum Bücher in Großdruck und Tastkopien her. Die zweite Säule bilden die Audio-Formate und hier insbesondere die DAISY-Titel. Kassettenausgaben geben alle Blindeninstitutionen ab diesem Jahr hingegen grundsätzlich nicht mehr aus.
Für das BIT-Zentrum bedeutet dies, dass sich der Buchbestand von über 3.000 Titeln auf etwa die Hälfte reduziert hat. Der Anteil der Publikationen, der aufgrund der Generalumstellung auf das DAISY-Format für den Nutzer – zumindest vorübergehend – verloren geht, ist also erschreckend hoch; vor allem, wenn man bedenkt, wie wenige Bücher überhaupt für Sehgeschädigte umgesetzt werden können. Umso wichtiger ist es deshalb, Titel aus allen Sparten anzubieten. Und doch gibt es Schwerpunkte, wie Robert Müller, der Leiter des BIT-Zentrums, erzählt: „Medizin, Ernährung und Gesundheit ist einer. Auch die Themen praktische Ratgeber sowie Religion und Esoterik sind gut besetzt.“ Überdies erscheinen im BIT-Zentrum viele Bücher zu Berufsfeldern, für die sich Blinde und Sehbehinderte besonders interessieren, beispielsweise für Masseure, Physiotherapeuten oder Juristen. Unterlagen für staatliche Ausbildungen fehlen ebenso wenig wie EDV-Anleitungen.
Welche Werke das BIT-Zentrum in sein Programm aufnimmt, „entscheiden zunächst unsere Kunden dadurch, dass sie ein Buch bei uns in Auftrag geben. Der Schwerpunkt des BIT-Zentrums liegt auf diesem individuellen Textservice“, so Müller. Hier entscheidet der Kunde, welchen Text oder Titel die Einrichtung für ihn übertragen soll. Er legt zugleich auch das Ausgabeformat fest, also beispielsweise Punktschrift oder DAISY. Der Kunde bezahlt für diese individuelle Anfertigung. Und wenn das Projekt dem BIT-Zentrum interessant erscheint, wird es ins Archiv aufgenommen und somit auch anderen Nutzern angeboten.
Darüber hinaus nehmen die Sehgeschädigten noch über einen anderen Weg auf die Programmgestaltung Einfluss: Auf seiner Homepage stellt das BIT-Zentrum mehrere Romane vor; eine Vorauswahl von Titeln, die umgesetzt werden könnten. Manche haben die BIT-Mitarbeiter vorgeschlagen, andere gehen auf Anregungen von Lesern zurück. Diese werden im Weiteren insofern in den Entscheidungsprozess eingebunden, dass sie auf der Homepage darüber abstimmen können, aus welchem der Bücher die Einrichtung nun tatsächlich eine Brailleausgabe machen soll.
„Bei den geringen Auflagen, die gerade Punktschrifttitel haben, ist ein direktes Feedback der Leser ein wichtiges Entscheidungskriterium“, betont Müller. Um ein repräsentatives Ergebnis zu erzielen, müsse der Abstimmungszeitraum zumindest sechs Wochen betragen. Danach seien noch einmal sechs bis acht Wochen für Produktion und Bekanntmachung erforderlich. Und auch das ist noch nicht alles. Denn jeder einzelne Titel kann erst dann umgesetzt werden, wenn die Schwarzdruck-Verlage ihn freigeben, wenn er also auf dem Buchmarkt der Sehenden erscheint. Warum dies so ist, wie die Rechtslage für Nachdrucke in Brailleschrift aussieht und inwiefern die aktuelle E-Book-Entwicklung BIT-Leiter Robert Müller Grund zur Hoffnung gibt, können Sie nachlesen im aktuellen Börsenblatt (Heft 19, Seite 30).