"Wir werden es mit einer Generation zu tun bekommen, die das Internet als einziges Medium sieht", so die Einschätzung von Axel Dammler, Geschäftsführer beim Münchner Marktforschungsinstitut Iconkids & Youth. Was treibt die Generation Internet seiner Ansicht nach an?
- Segmentierung und Parzellierung: Die Jugendlichen sind es gewohnt, in verschiedenen Lebenswelten parallel zu existieren. "Anders als früher, als man Punk oder Öko durch und durch war, ist heute das Wechseln von Rollen Normalität", so Dammler.
- Suche nach Werten und Heimat: Schule und Beruf ist genauso wichtig wie Familie und Ehrlichkeit.
- Hedonismus und Erlebnisorientierung: Userexperience und Spaß sind wichtige Faktoren, wenn sich Jugendliche für ein Medienangebot entscheiden.
- Pragmatismus und Nutzerorientierung: Jugendliche wägen genau ab, in was sie ihre Zeit investieren. Angebote, die nicht genau passen, werden aussortiert.
Das Internet ist laut Dammler ein Pull-Kanal und wird es auch bleiben. "Nutzer holen sich die Informationen, die sich brauchen, gezielt ab." Für Verlage sei es überlebenswichtig, relevante Pull-Angebote schaffen, z.B. Foren, Info-Archive und E-Commerce-Plattformen. Wenn man nicht schnell und gut agiert, übernehmen das die anderen, wie etwa bei Xing: "Sie müsste eigentlich das Heulen anfangen. Da wurde Ihnen ein Geschäftsfeld abgenommen, dass eigentlich Sie besetzen müssten", sagt Dammler an das Fachverleger-Publikum gerichtet.
Print erweitert den Horizont
Das Fortbestehen von Printprodukten als klassisch Push-Medien sieht Dammler dennoch als Notwendigkeit an. "Das Internet macht uns zu Scheuklappenmenschen. Der persönliche Mikrokosmos dominiert – obwohl das Internet riesig ist, beschränkt sich die Nutzung meist auf wenige Sites." In Zeitschriften und Zeitungen stoße man dagegen auf Dinge, von denen man vorher gar nicht wusste, dass sie einen interessieren.
Für Verlage sei die Bindung junger Nutzer ein vorrangiges Ziel. "Wenn Sie Jugendliche nicht gleich gewinnen, haben Sie diese Leute für immer verloren." Auch in späteren Jahren werden die Jugendlichen nicht wieder zum Print-Medium zurückkehren. Dammler empfiehlt, die Brille eines Jugendlichen aufzusetzen: "Brechen Sie aus den engen fachspezifischen Grenzen aus. Zeigen Sie Horizonte auf.“