Gute Lobbyarbeit, große Nähe zu den Mitgliedern und eine effiziente, kleine Geschäftsstelle – dies alles bescheinigten die Teilnehmer der Hauptversammlung ihrem Landesverband Niedersachsen-Bremen am Dienstag in Hannover. Die Diskussion, ob man sich mit weiteren Strukturreformen befassen sollte, um Kosten zu senken, war deshalb schnell zu Ende: Vor drei Jahren erst waren die Landesverbände Niedersachsen und Bremen-Bremerhaven fusioniert, der Verband steht finanziell solide da, und für Einsparungen sieht man derzeit kein Potenzial.
Außerdem hat der Landesverband nicht mit akutem Mitgliederschwund zu kämpfen – anders als der Landesverband Nordrhein-Westfalen, den genau das dazu bewogen hat, über eine Verschmelzung mit dem Bundesverband nach zu denken.
Die Niedersachsen und Bremer konnten dagegen leicht zulegen, derzeit hat der Verband 717 Mitglieder. Allerdings verzeichnet die Verbandsstatistik einen rasanten Anstieg der Filialbuchhandlungen von 98 im Jahr 2008 auf 145 im vergangenen Jahr – bei gleichzeitigem Rückgang der inhabergeführten Sortimente.
Die vielfältigen Veränderungen, denen sich die Branche stellen muss, waren mehr als einmal Thema der Hauptversammlung. Börsenvereins-Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis ging auf die Verschiebungen in der Wertschöpfungskette ein, die durch iPad und Co. Zu erwarten sind, und rief zu mehr Selbstbewusstsein auf: „Wir sind die Sinnstifter. Ohne Inhalte ist die Technik nichts.“
Noch tiefgreifender und zweifellos unabwendbar sind die demografischen Entwicklungen. Petra Klug, Projektleiterin der Stiftung Bertelsmann, skizzierte, womit in 15 Jahren zu rechnen ist: Jeder zweite Bundesbürger wird älter als 47 und die Zahl der über 80-Jährigen um 70 Prozent gestiegen sein, während die Schülerzahlen weiter sinken. Der Handel muss sich insbesondere in ländlichen Regionen auf ältere Kunden und Bevölkerungsschwund einstellen und neue Aufgaben meistern, von der wachsenden Nachfrage nach Dienstleistungen bis hin zur Qualifizierung älterer Arbeitnehmer. Klug lud dazu ein, sich über das Portal www.wegweiser-kommune.de über die Entwicklung auf kommunaler Ebene zu informieren.
Auf den demografischen Wandel ging auch Johanna Wanka in ihrem Grußwort ein. Die neue Kultur- und Wissenschaftsministerin Niedersachsens sorgte für ungewohnte Medienpräsenz, denn sie sprach ihre Worte vor der Kamera von RTL: "Man muss das Potenzial der vielen älteren Menschen nutzen. Ich bin gespannt, welche Ideen Sie haben", so Wanka zu den Tagungsteilnehmern. Es stimme optimistisch, dass der Umsatz der Branche in den vergangenen Jahren trotz der Finanzkrise stabil geblieben sei. Ihr Fazit: "Das Buch hat nicht an Reputation verloren.“