Kommentar

Der Pfau von gestern

19. Mai 2010
Redaktion Börsenblatt
Wie sieht der Fachverlag der Zukunft aus? Börsenblatt-Redakteurin Sandra Schüssel über produktiven Kommunikationsfluss vom Kunden zum Verlag, verschiedene Produktausprägungen und "Koppelungsgewinne".

Stolz schlägt der Pfau sein Rad. Er weiß, dass er mit seinen schillernden Federn was hermacht. Ein Bild, mit dem der Werbeguru Hubertus von Lobenstein auf dem Kongress der Deutschen Fachpresse die Verlage von gestern beschrieb. Solch ein Verlag des alten Schlages umgarnt seine Kunden mit schönen, fertigen Produkten. Der Kunde staunt – und konsumiert.

Verlage und Produkte der Zukunft ticken anders. Sie sind eigentlich nie fertig und vollkommen, denn es gibt einen produktiven Kommunikationsfluss vom Kunden zum Verlag. Nimmt der Verlag die Vorschläge der Käufer und Leser ernst, wird sich das Produkt laufend wandeln müssen. Und: Der Verlag wird nicht mehr nur eine Produktausprägung anbieten, sondern genauso viele, wie es Nutzergruppen gibt. Jede Gruppe hat ihre eigenen Themenprioritäten und wird ein entsprechendes Angebot fordern.

Auch Spielarten, den eigenen Content mit Fremd- oder Nutzer­inhalten zu verweben, sind vielfältig und werden von Fachverlagen erst zögerlich genutzt. "Koppelungsgewinn" ist hier das Stichwort. Für den Kunden ist es vorteilhaft, verschiedene Dinge an einem zentralen Ort zu erledigen. Ein Beispiel: Der Dienst iGoogle erlaubt es, Informationen von beliebigen Sites per RSS auf einer Seite zusammenzustellen. So kann sich der Nutzer seinen eigenen, individuellen Informationsfleckenteppich bauen. Könnten sich Fachverlage, die im selben Themengebiet tätig sind, nicht gemeinsame Dienste überlegen, die weit über das eigene Verlagsprogramm hinausgehen?