Nachruf von Klaus G. Saur

Joachim Spencker ist gestorben

25. Mai 2010
Redaktion Börsenblatt
Joachim Spencker, bis 1998 Mitglied der Geschäftsführung des Carl Hanser Verlags, ist eine Woche vor seinem 79. Geburtstag gestorben. Ein Nachruf von Klaus G. Saur.

1931 in Schlesien geboren kam er in den Nachkriegswirren nach München. Annemarie Meiner, Verlegerin aus Leipzig und Buchhistoriographin, vermittelte ihn als Verlags- und Buchhändlerlehrling zu Kösel und zur Buchhandlung Ludwig in München.

In der Buchhandlung war er schon damals neben Daniel Keel der beste Lehrling. 1952 kam er zu Carl Hanser zunächst als Assistent von Prof. Dr. Herbert Göpfert, dem Leiter des literarischen Verlages, dann als Assistent von Dr. Carl Hanser für den technischen Verlag. Er wurde Abteilungsleiter, Prokurist, Teilhaber ab 1969, Geschäftsführer und Vorsitzender der Geschäftsführung. 1999 ging er nach 47 Jahren außerordentlich erfolgreicher Tätigkeit in den Ruhestand.

Joachim Spencker war ein exzellenter Verleger mit herausragenden Fachkenntnissen, der es Kollegen, Konkurrenten, Mitarbeitern und sich selber nie leicht machte. Mit besonderer Intensität baute er den Zeitschriftenverlag auf und aus. Er gründete Zeitschriften, kaufte Zeitschriften im Verlustzustand auf, sanierte sie und erreichte es, dass der Fachzeitschriftenverlag der erfolgreichste Teil des Gesamtunternehmens wurde. Er war schon, wie auch in einer jüngst erschienen Arbeit wunderbar dokumentiert ist, wesentlich an der Einführung der Zeitschrift „Akzente“ beteiligt.

Er wirkte mit an der Gründung des Deutschen Taschenbuch Verlages, dessen Vorsitzender der Gesellschafterversammlung er viele Jahre war, ebenso an der Gemeinschaftsinitiative Verlegerdienst München. Als Gründungsmitglied des Öhringer Kreises gab er diesem Gremium entscheidende Impulse und Anregungen. Schon in den 60er Jahren engagierte er sich im Bayerischen Verleger- und Buchhändlerverband, dessen Vorsitzender er von 1988 bis 1991 war. Seine exzeptionellen Reden zur Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises in der Aula der Luwig-Maximilians-Universität gingen in die Verbandsgeschichte ein. Viele Jahre war er im Börsenverein tätig.

Er war außergewöhnlich produktiv und nachhaltig erfolgreicher Vorsitzender des Außenhandelsausschusses und erzielte Ergebnisse mit dem Auswärtigen Amt und anderen Institutionen, von denen wir heute nur träumen können. Als Vorsitzender der Abgeordnetenversammlung des Börsenvereins erreichte er hohes Ansehen und wirkte wesentlich mit bei der Reform des Börsenvereins. Joachim Spencker war kritisch sich selbst aber auch Kollegen und Freunden gegenüber. Er hielt hervorragende Reden, wobei er am allerbesten war, wenn er unvorbereitet freie Reden hielt. Er hat die gesamte Branche ganz erheblich bereichert und wir verdanken ihm unendlich viel.