Während der ehemalige US-Präsident mit seiner Mission einer "neuen Weltordnung" kläglich scheiterte, gehört der Amazon-Gründer zu einer kleinen Gruppe innovativer Internet-Unternehmer, die systematisch dabei sind, eine »neue Weltordnung des Verlegens« (so Evan Schnittman von Oxford University Press) zu etablieren. Eine leise Ironie schwingt darin natürlich mit – aber immerhin sind Bezos und seine Kollegen Page, Bryn (Google) und Jobs (Apple) mit Erfolg dabei, den klassischen Buchmarkt durch ein digital gesteuertes, mächtiges Oligopol weniger Software- und Online-Riesen zu substituieren. In dem durch elektronischen Content – vor allem durch Software-Applikationen und E-Books – getriebenen neuen Markt spielen sie immer virtuoser alle Rollen gleichzeitig: Amazon, der Händler, Amazon der Verleger (mit AmazonEncore und neuerdings mit AmazonCrossing), Amazon der Web-Dienstleister und …
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch weitere Player – Microsoft, Facebook und heute noch unbekannte Start-ups – in den digitalen Content-Markt einsteigen und neue Geschäftsmodelle entwickeln, die die traditionelle Buchbranche zur Veränderung zwingen. Dies muss nicht bedingungslose Aufgabe oder Anpassung zur Folge haben. Aber es setzt die Bereitschaft zu einem Strukturwandel voraus, der in den bekannten Kategorien der Buch-branche nicht mehr zureichend beschrieben werden kann.