Eingeleitet wurde die vom Freundeskreis der Buchwissenschaft organisierte Veranstaltung mit einer Podiumsdiskussion zur Frage, ob „die Arbeitswelt Buch in Zeiten von Online und Internet überhaupt noch attraktiv für den Nachwuchs [ist]“. Den Referenten zufolge liege der Branche, die langsam zu einer Überalterung tendiere, viel an den jungen, qualifizierten Nachwuchskräften. Sich verstärkt um sie anzunehmen und sie auszubilden, haben sich viele auf die Fahnen geschrieben. So steht mit der Kampagne „ZukunftBuch“ des Börsenvereins die Nachwuchsfrage nach dem elektronischen Publizieren an zweiter Stelle, der Mediacampus hat einen eigenen Studiengang vor allem für bereits im Beruf Stehende initiiert, einige Verlage bieten verstärkt Volontariate an und auch vom AKEP wird ein breites Angebot zur Qualifizierung, Fort- und Ausbildung bereit gestellt. Man ist bemüht, den zukünftigen Mitarbeitern die Branche als lebendig und attraktiv zu vermitteln. Dass die Arbeitswelt Buch auch durchaus noch ihren Reiz hat, bestätigt die Zahl der Buchwissenschaftsstudenten, die wohl alle von einem guten Job in der Branche träumen – electronic publishing hin oder her.
Ein Berg von Anforderungen
Mit dem Kopf in den Wolken dürften dabei aber nur die wenigsten nach mehreren Semestern Studium stecken. Bei der naiv-idealistischen Vorstellung, dass es bei einem Job mit dem Buch nicht ums Geld Verdienen ginge, muss man also kaum Jemanden abholen, wie das laut Monika Kolb-Klausch bei vielen Azubis noch der Fall ist. So viel haben wir gelernt. Wenn nicht im Studium, so zumindest beim Studientag. Auch, dass es nicht ganz einfach werden wird, mit dem Berufseinstieg. Denn gefordert wird vom Nachwuchs Einiges. Das sind neben den gängigen „Soft Skills“ wie Teamfähigkeit, Stressresistenz, Flexibilität, Engagement und hohe Kommunikationsfähigkeit auch die von Ulrich Huse vorgestellten „Hard Skills“ wie betriebswirtschaftliches Wissen, technisches Know-how sowie das generelle Wissen rund um den Verlag. Und für zukünftige Sortimentsmitarbeiter vor allem Freundlichkeit. Sie wird nämlich von Kunden nach einer Befragung der Osiander-Buchhandlungen noch vor der Kompetenz von den Mitarbeitern gewünscht. Da heißt es wohl die Zähne zusammenbeißen und Lächeln, denn den ein oder anderen dürfte die Palette an Forderungen, die sich noch fortsetzen lässt, eher entmutigt haben. Das Problem aus Sicht der Studenten dürfte entsprechend weniger die Attraktivität der Branche sein, als viel mehr eine empfundene Diskrepanz zwischen dem Bemühen um junge, qualifizierte Leute und der tatsächlichen Schwierigkeit, einen Arbeitsplatz zu finden. Denn trotz des Interesses am Nachwuchs scheint das Konzept der Branche im Moment noch mehr auf Fort- als Ausbildung abzuzielen und die Bandbreite vom unbezahlten Praktikum bis hin zum Volontariat ohne Übernahmechancen ist nach wie vor an der Tagesordnung. So scheint nicht nur aus dem mehrfach erwähnten „Offenen Brief“ der Azubis nach der Interpretation von Monika Kolb-Klausch und Heinrich Riethmüller Verunsicherung zu sprechen, sondern auch aus Gesprächen vieler Studenten nach der Veranstaltung. Und wer die Erfahrung gemacht hat, nach vielen fehlgeschlagenen Bewerbungen um eine Festanstellung schließlich für eine Volontariatsstelle ein bis drei Mal vorgeladen zu werden, wie das laut Michael Schweins bei arsEdition vorkommen kann, und trotzdem nicht genommen wird, der könnte einer Traumatisierung relativ nahe sein. Trotz gutem Abschlusszeugnis und wertvollen Praktika in der Tasche.
Lichtblick
Dass man sich tatsächlich Mühe um den Nachwuchs gibt, zeigt sich in der Teilnahme der hochkarätigen Branchenmitglieder sowohl bei der Podiumsdiskussion als auch bei der Workshop-Leitung. Und dass es von den jungen, qualifizierten Leuten noch nicht genügend gäbe, liegt laut Ulrich Huse nicht daran, dass nicht gut genug ausgebildet würde, sondern noch zu wenig. Das trifft vor allem auf den Bereich des elektronischen Publizierens zu. Wer sich hier noch nicht fit genug fühlt, darf den Kopf nicht hängen lassen – denn trotz des Kreisens der aktuellen Diskussionen um immer wieder denselben Mittelpunkt des elektronischen Know-hows kommt es beim zukünftigen Job nach wie vor auch auf eine Kompetenz in allen anderen Fragen der Branche an. Nur wer die vorausgesetzte Basis an Wissen über einen Verlag mitbringt, kann darin auch neue Ideen verorten. Und ein Großteil an Qualifikation findet nach wie vor im Betrieb selbst statt. Das Fazit der Diskussionsrunde lautete, dass es sich bei der Buchbranche um eine der lebendigsten und damit attraktivsten handle. Das Fazit für die Studierenden, dass man traumatisiert erst recht nichts erreicht – also besser weiterträumen.