Verlage

"Distanz ist eine Haltung"

14. Juni 2010
Redaktion Börsenblatt
Mit dem Sammler Christian Boros und der zuletzt als Programmleiterin bei DuMont tätigen Uta Grosenick gründet Angelika Taschen einen neuen Kunstverlag.
Nach 23-jähriger Arbeit für den Taschen Verlag startet Angelika Taschen neu durch und macht ihrem Ex-Mann Benedikt Konkurrenz : Gemeinsam mit dem Sammler und Privatmuseumsbetreiber Christian Boros und der Kunsthistorikerin Ute Grosenick hat Taschen einen neuen Kunstverlag gegründet. Unter dem Label „Distanz“ wollen die drei Gesellschafter künftig Bücher und Webapplikationen zur bildenden Kunst sowie zu zeitgenössischer Fotografie, Architektur, zu Design und Mode veröffentlichen. „Wir glauben an die Zukunft des Buches. Die neuen Medien sehen wir nicht als Bedrohung, sondern als Ergänzung: Wo immer es Sinn macht, wird Distanz neben dem klassischen Buch auch alle digitalen Möglichkeiten zur Vermittlung von Inhalten und Informationen nutzen“, heißt es in einer Erklärung der Gründer.

 

„Distanz ist mehr als ein Verlag, Distanz ist eine Haltung“, lässt Christian Boros wissen. Boros ist Inhaber der Boros Group, zu der eine Kommunikationsagentur, eine Internetfirma sowie eine Beratungsgesellschaft gehören. Seit 2008 betreibt die Boros Foundation in einem ehemaligen Berliner Hochbunker ein Museum für seine Sammlung zeitgenössischer Kunst. Mitgesellschafterin Uta Grosenick hat als Ausstellungorganisatorin an den Hamburger Deichtorhallen und der Bundeskunsthalle in Bonn gearbeitet und war Kuratorin am Kunstmuseum Wolfsburg. Als Herausgeberin hat sie vor allem für den Taschen Verlag gearbeitet („Art Now“ u. a.); von 2006 bis 2009 war sie Programmleiterin beim Kölner DuMont Verlag. Ab Januar 2011 wird auch Angelika Taschen als geschäftsführende Gesellschafterin ins operative Geschäft einsteigen. 

 

Zum Start von Distanz liegen acht Buch-Titel vor, in Vorbereitung sind unter anderem die Überblicksdarstellungen „The Art of Tomorrow“, „The new New“ und Bände zu Sergej Jensen, Eberhard Havekost und Wolfgang Tillmanns. Zudem produziert der Verlag in Zusammenarbeit mit ausgewählten Künstlern limitierte Editionen. Vertrieblich kooperiert die Neugründung mit dem Verlag Die Gestalten, will aber auch das Internet und die neuen Social Networks als alternative Vertriebswege nutzen.

 

Derzeit residiert der Verlag noch am Straussberger Platz in Berlin und in Büros der Wuppertaler Agentur von Boros. Ab 2011 wird Distanz eine repräsentative Adresse in der Hauptstadt, unweit der Neuen Nationalgalerie, beziehen: Als Verlagssitz haben sich die Gründer das derzeit noch im Umbau befindliche Alte Pumpwerk am Halleschen Ufer ausgesucht, das der Stadt Berlin seit 1978 als Lapidarium diente; hier wurde unter anderem die Quadriga des Brandenburger Tors aufbewahrt.

 

Nils Kahlefendt