„Gemeinsam gelingt Leistung leichter“: Das Motto, das sich die LG Buch für ihre diesjährige Jahrestagung (19. bis 21. Juni) ausgesucht hat, strahlt Optimismus aus, kann aber durchaus auch als Mahnung verstanden werden - als Mahnung daran, dass Partnerschaft, so sie denn dauerhaft sein soll, immer beiden Seiten etwas bringen muss.
Papier ist geduldigDer Hauptzweck der LG Buch besteht darin, Buchhandlungen mit Verlagen zusammenzubringen. Laut Vereinbarung geht es um „gemeinschaftliches Handeln am Markt“ - um bessere Konditionen beim Einkauf und Marketingunterstützung, also letztlich um mehr Umsatz bei geringeren Kosten für jeden Beteiligten. Doch die Sache hat einen Haken, wie sich in Würzburg zeigte: So klar das Konzept auf dem Papier umrissen ist, so schwierig ist es in der Umsetzung. Und das umso mehr, je größer der Verbund wird.
Die LG Buch, das sind derzeit 175 kleinere und mittlere Buchhandlungen (mit ca. 205 Läden) auf der einen - und 113 Partner auf der anderen Seite (75 Verlage, 32 Dienstleistungs- und sechs Vertriebsunternehmen). Dass bei dieser Größe nicht alle gleichermaßen profitieren können, war in Würzburg unstrittig. Unstrittig war aber auch: Dass der Verbund unterhalb seiner Leistungsgrenze bleibt. Sprich: Dass nicht jeder Partner mit dem zufrieden ist, was ihm die Zusammenarbeit momentan unterm Strich einbringt.
Eine Podiumsdiskussion am gestrigen Nachmittag sollte nun Bewegung in die Strukturen bringen. Die Runde war paritätisch besetzt – mit Antje Kunstmann, Verlegerin des Kunstmann Verlags, Olaf Carstens, Geschäftsführer des Herder Verlags, Klett-Vertriebsleiter Jörg Lasar und Florian Andrews, Noch-Vertriebs- und Marketing-Chef bei Mare. Als Sortimenter saßen neben ihnen Gertrud Selzer von der Roten Zora in Merzig, Gerda Heinzmann von der Schubart-Buchhandlung in Ludwigsburg, Peter Stephanus von der Stephanus-Buchhandlung in Trier und Ulrich Straub vom Bunten Bücherladen in Filderstadt.
Das Wetter und die LG BuchAcht Köpfe, eine Meinung? Nicht ganz. Außer Antje Kunstmann, deren Unternehmen es als LG Buch-Verlag des Jahres 2010 „deutlich ins Plus“ schaffte, schien die Runde zunächst in Ernüchterung zu verharren. Herder-Mann Carstens sprach sogar von drastischen Verlusten im Geschäft mit LG Buch-Mitgliedern („Über die vergangenen drei Jahre ist unser LG Buch-Umsatz um 20 Prozent gesunken.“). Prompt kam draußen Wind auf und Wolken schoben sich vor die Sonne...
Um mit ihren Partnern zu einem neuen Selbstverständnis zu finden, hatten sich die Mitglieder LG Buch zwei Stunden Zeit genommen. Nach einer Stunde zogen die Wolken über Würzburg weiter – und etwa zur gleichen Zeit schien sich auch im Saal, wo es eben noch um ein Tauziehen der Positionen ging, eine andere Stimmung breit zu machen. Fazit: Mehr Zusammenarbeit ist machbar; inaktive Mitglieder sollen verstärkt motiviert werden. Und so entwickelte sich aus der anfänglichen Kritik eine konstruktive Kontroverse (siehe dazu auch: Interview mit Vorstand Michael Fürtjes,
hier).
Geben und Nehmen
Das Schlusswort zur Debatte kam allerdings nicht vom Podium selbst, sondern aus dem Publikum: von Umbreit-Geschäftsführer Clemens Birk. Die Mitglieder der LG Buch müssten aktiver werden und ihre Partnerschaft ernster als bisher nehmen, forderte er einmal mehr. „Sonst werden sie in der Branche zu wenig wahrgenommen.“
Umbreit ist seit rund 15 Jahren einer der wichtigsten und zugleich größten Partner der LG Buch – nur zu fordern, käme für das Barsortiment nicht in Frage. Erst am Morgen hatte man den Mitgliedern ein neues Konditionenmodell vorgestellt, das ab Januar 2011 greifen soll. Das Modell umfasst unter anderem Nachlässe für Nutzer des Warenwirtschaftssystems Bonus und eine veränderte, günstigere Gebührenstaffelung bei den Transportkosten. „Wir beteiligen uns maßgeblich an der Neuausrichtung der LG Buch“, so Birk. Was er ungesagt ließ, aber mitklang: Geben und Nehmen sollten sich künftig die Waage halten.
Mehr Umsatz durch besseres Marketing und neue Zielgruppenansprache Die Jahrestagung der LG Buch, die heute mit der traditionellen Generalversammlung zu Ende geht, bot ein Kontrastprogramm – und das in vielerlei Hinsicht. Über E-Books und Strategien für das digitale Geschäft wurde hier allenfalls in den Kaffeepausen verhandelt. Das Thema sei ohnehin zu weit weg vom ihrem Alltag, erklärten die rund 90 anwesenden Mitglieder unisono. Worauf sich ihr Tagungsprogramm stattdessen konzentrierte:
- auf eine neue Zielgruppensprache – auf Basis der Sinus-Milieus. Die MDG Medien-Dienstleistung GmbH beleuchtete die Theorie, Reiner Gollenstede (Buchhandlung Gollenstede, Heinsberg) die Praxis.
- auf strategisches Marketing – am Beispiel der für ihre ideenreichen Kampagnen schon mehrfach ausgezeichneten Merziger Buchhandlung Rote Zora.
- auf Instrumente der Verkaufsförderung und Kundenbindung – wie die „Spiegel“-Bestsellerliste (Referent: Christoph Hellerung, Harenberg Kommunikation), Kundenkataloge (Referent: Robert Motzet, Bücherbaukasten Motzet) und Streuprospekte (Referent: Ingo Neubert, Rossipaul Kommunikation).