Was waren die Gründe für die Umfirmierung?
Die Medienwelt hat sich stark verändert, und damit auch unser Portfolio. Zu unserem weiterhin starken Buch- und Zeitschriftenprogramm bieten wir elektronische Produkte und Veranstaltungen an. Diese Vielfalt wird durch das Wort Verlag nicht mehr hinreichend abgebildet. Zudem wollen wir als Arbeitgeber attrativ bleiben.
Stößt das Wort Verlag Bewerber denn ab?
Das Wort Verlag hat etwas Bleiernes. Man assoziiert Zeitschriften, Bücher und Druckerei. Das ist aus meiner Sicht bei der jungen Generation nicht mehr attraktiv. Wir beobachten eine sinkende Nachfrage von jungen Leuten, die im Verlagsumfeld arbeiten wollen, weil das Berufsfeld als antiquiert angesehen wird.
Gehört "Verlag" auf die Liste der aussterbenden Wörter?
Bei den Fachmedien sehe ich schon die Tendenz, dass der Namenszusatz Verlag aufgegeben wird. Aus Vogel Verlag wurde Vogel Business Media, aus Haufe Verlag die Haufe Mediengruppe. Es gibt viele Beispiele.
Müssen wir uns bald auch an "Suhrkamp Medien" gewöhnen?
Je mehr ein Verlag in der Printtradition verhaftet ist, desto länger wird er den Zusatz "Verlag" führen. Wenn er aber in der neuen Medienwelt stark wird, muss er sich damit auseinandersetzen, ob das Wort Verlag noch für Apps, Videos, Webfernsehen oder Konferenzen übers Internet trägt. Wenn solche Angebote hinzukommen, dann erlegt man sich mit dem Wort Verlag doch einige Beschränkungen auf.
Hat die Umbenennung Diskussionen in Ihrem Unternehmen ausgelöst?
Ja, schon. Gerade Mitarbeiter, die schon über 30 Jahre an Bord sind, tun sich mit dem neuen Namen schwer. Einige fanden es befremdlich. Aber man gewöhnt sich dran – wie an einen neuen Nachnamen nach der Heirat.
Holzmann ist seit 1942 Mitglied im Börsenverein. Fühlen Sie sich weiterhin zugehörig, auch ohne den Beinamen "Verlag"?
Auf jeden Fall. Auch der Verband bleibt ja nicht stehen. Er muss es schaffen, sich mit seinen Mitgliedern zu verändern. Schwierig ist sicher, dass sich die Kluft zwischen Publikums- und Fachverlagen vergrößern könnte und damit auch die Anforderungen an die Verbände unterschiedlich ausfallen.
Holzmann Medien (140 Mitarbeiter, Hauptsitz Bad Wörishofen) bietet Fachinformationen für Handwerk und Bankwesen. Der Umsatz lag 2009 bei 22 Millionen Euro, etwa zehn Prozent entfallen auf das Buchgeschäft.