Lechler ist der ‚Erfinder' dieses neuen Kommunikationsweges, bei dem über ein sogenanntes Webinar die Buchhandelskunden mit den neuesten Titelinformationen versorgt werden. Über PC und Telefon erleben nun Ende Juni rund 30 Buchhändler die Springer-Webinar-Premiere mit, bei der das aktuelle Sachbuchprogramm aus dem Spektrum Akademischer Verlag im Mittelpunkt steht. Sie haben sich alle in den Tagen zuvor über die Springer Website angemeldet. Parallel zum Einloggen auf die Website des Springer-Marktplatzes wählen sich alle Teilnehmer über eine kostenlose 0800-Nummer in die begleitende Telefonkonferenz ein.
Das Buchhändler-Treffen im Internet verspricht spannend zu werden, man hört Stimmengemurmel, gelegentlich auch ein Kichern, das sich nicht genau orten lässt: Kommt es aus dem Verkaufsteam oder von den anderen Teilnehmern, die sich mit der ungewohnten Kommunikationssituation erst einmal anfreunden müssen? Dann gibt Michael Lechler den Startschuss für die Online-Programmvorstellung. Ebenfalls zugeschaltet sind Mitarbeiter von Spektrum Akademischer Verlag, die IT-Mitarbeiter, die die Online-Konferenz auf die Beine gestellt haben, sowie Lektoren und Außendienstler, die in der kommenden Stunde den virtuell anwesenden Buchhändlern Novitäten und Backlisttitel präsentieren. Das komplette einstündige Webinar sieht die Präsentation von 26 Buchtiteln vor.
Springer Marktplatz auch auf Facebook „Es ist das erste Mal, dass wir auf dem Springer-Marktplatz unsere Aktivitäten in dieser Art vorstellen", sagt Lechler. „Wir wollen damit einen engeren Informations- und Gedankenaustausch erreichen." Das Webinar sei nur ein erster Schritt in diese Richtung, so Lechler. „Auch auf Facebook wird der Springer-Marktplatz ab sofort zu finden sein." Dort sollen künftig die interessantesten Neuerscheinungen vorgestellt werden – sowohl Printtitel als auch E-Books. Dabei setzt der Verlag auf die Mithilfe und Anregungen seitens der Buchhändler. Lechler bittet um Feedback nach der Veranstaltung – über Facebook, per E-Mail oder per Telefon.
„Was wir heute starten, ist auch für uns vollkommen neu, daher sind wir ebenso gespannt wie Sie", sagt Lechler . Die Webpräsentation habe man bei Springer zwei Wochen lang getestet, und die Generalprobe sei dann endlich am Tag zuvor gut über die Bühne gegangen.
Gestartet wurde die neue Kommunikationsinitiative in den Buchhandel erst vor sechs Wochen. Ein Konzept für die Online-Präsentation wurde entwickelt und dabei entstand auch die Idee, Videos und elektronische Leseproben, sogenannte Biblets, einzubauen. In der praktischen Umsetzung hat dies so manch technische Tücke mit sich gebracht. Hinzu kamen umfassende organisatorische Vorbereitungen, Abstimmungsprozesse nach innen wie nach außen. In den drei Tagen vor dem Startschuss, so Lechler, sei das Team kaum zum Schlafen gekommen.
Highlights aus den aktuellen Programmen Alle Teilnehmer haben sich eingeloggt und die Präsentation kann beginnen: Frank Wigger, verantwortlicher Lektor für das naturwissenschaftliche Sachbuchprogramm bei Spektrum, stellt einige Highlights aus dem Frühjahrs- und Herbstprogramm vor. Den Auftakt macht der Tiefsee-Bildband „Schatzkammer Ozean", der dem globalen Artenerfassungsprogramm „Census of Marine Life" sein Entstehen verdankt. Dieses Projekt, bei dem Tausende neuer Spezies entdeckt, aber auch zahlreiche Dubletten in der zoologischen Klassifikation gefunden wurden, endet im Oktober 2010.
Wiggers Präsentation nutzt nun zwei Medien, die auch bei weiteren Titeln zum Einsatz kommen: YouTube-Videos, in denen Moderatoren und Autoren ihre Bücher vorstellen, und kleine Biblets – Leseproben von book2look, mit denen sich in den Büchern blättern lässt. Ein Video von Gert Scobel aus seiner gleichnamigen Sendung („scobel") und ein Blick in die Fotos des Tiefseebands vermitteln am Bildschirm einen guten Eindruck vom Buch. Bei den weiteren Titeln, die von Lektorin Marlet Behncke-Brambeck und den Gebietsverkaufsleitern Volker Spirres, Christian Lender, Jürgen Hartmann und Yvonne Grüneklee vorgestellt werden, läuft die Bildschirmpräsentation ähnlich. Neben allen technischen Finessen ist aber auch die Überzeugungskraft der Vertreter von Bedeutung – man merkt ihnen das Engagement für ihre Lieblingstitel an. Beim Vertreterbesuch in der Buchhandlung wäre es nicht anders.
Um das Webinar auch nachträglich nutzen zu können, wird es nach Ende der Veranstaltung auf der Springer Website eingestellt – mit der Möglichkeit, Videos herunterzuladen und beispielsweise auf der eigenen Buchhandelswebsite einzubinden.
Für Michael Lechler ist das Webinar nicht nur eine schicke interaktive Anwendung im Netz mit begleitender Telefonkonferenz. Dahinter stehen vielmehr zwei Überlegungen, die für den Vertrieb und das Handelsmarketing von wachsender Bedeutung sind:Es gibt Hunderte kleinerer und mittlerer Buchhandlungen, die vom Außendienst des Springer Verlags nicht mehr besucht werden können, weil der Kosten- und Zeitaufwand zu hoch wäre. Außerdem werden Verkaufsmitarbeiter im Verlag eingespart oder mit anderen Aufgaben betraut. Das Verkaufs-Webinar ist eine Möglichkeit, nicht besuchte Buchhändler direkt anzusprechen. 30 angemeldete Buchhändler in der Leitung – mit mindestens ebenso vielen Kollegen im Hintergrund (also bis zu 70 Zuhörer) – sind da für Lechler ein guter Anfang.Es wird zudem immer wichtiger, Kunden dort zu informieren, wo sie sich aufhalten: in den Web-Communitys – daher auch die Platzierung von Springer-Marktplatz auf Facebook.
Weitere Webinare geplant
Die Webinar-Premiere, bei der nahezu alles glatt ging, ist für Lechler nur der Anfang: „Wir wollen diese Form der Titelpräsentation auf Fachbücher und andere Medien ausdehnen." Auch für Buchhandelskunden in Osteuropa sind die Webinare eine kostengünstige und effektive Alternative zu teuren Vor-Ort-Seminaren. Künftig soll es etwa einmal im Monat ein Webinar geben; „die Vorbereitung nimmt etwa drei bis vier Wochen in Anspruch", so Lechler. Die Kosten für das Webinar wird von Lechler nicht näher beziffert, aber der Aufwand, so sagt er, sei überschaubar.
Besonderen Wert legt Lechler darauf, dass die Web-Veranstaltung nicht steril wirkt. „Es ist wichtig, dass wir alle live dabei sind, und die Botschaft authentisch herüberkommt." Diesen Eindruck konnte man von dem ersten Verkaufs-Webinar mitnehmen.