Anleger und Analysten reagierten zunächst verschnupft, als Barnes & Noble gestern seine neuen Zahlen vorlegte. Was sie wieder beruhigte: Die Umsatzkurve zeigt weiterhin nach oben – die Buchkette konnte von Februar bis Mai 2010 unterm Strich 19 Prozent mehr einnehmen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, insgesamt 1,3 Milliarden US-Dollar (ca. 1 Milliarde Euro).
In seinen gut 700 Filialen setzt Barnes & Noble nach wie vor am meisten um. Im abgelaufenen Quartal lag die Quote bei 90 Prozent (ca. 1,17 Milliarden US-Dollar; Anteil College-Stores: 205 Millionen US-Dollar). Der Online-Shop unter barnesandnoble.com steuerte 141 Millionen US-Dollar zum Umsatz bei.Das stationäre Geschäft hat seinen Status als Wachstumsfeld allerdings längst eingebüßt. Die Prognosen sind: negativ. Für das aktuelle Quartal (bis 31. Juli) rechnet das Unternehmen mit weiteren Umsatzrückgängen. Dazu ein Blick auf die Zahlen aus dem vergangenen Geschäftjahr (Mai 2009 bis 2010; ebenfalls gestern veröffentlicht):
- Gesamtumsatz: 5,8 Milliarden US-Dollar
- Stationär: 4,3 Milliarden US-Dollar (minus 4,8 Prozent)
- Online-Shop: 573 Millionen US-Dollar (plus 24 Prozent)
Wachstumfeld Internet
Dass das Geschäft in den Läden eines Tages wieder anziehen könnte, scheint in der Führungsetage keiner mehr zu glauben. Strategisch richtet das Management seinen Blick jetzt auf das Internet und das digitale Geschäft – und will sich hier in der ersten Reihe platzieren.
Chairman Leonard Riggio lässt daran keinen Zweifel: Der explosionsartige Zuwachs bei digitalen Büchern sei die verlockendste Chance, die Barnes & Noble je gehabt habe, ließ er per Pressemitteilung ausrichten.
Sowohl gedruckt als auch digital
Riggio geht es dabei aber nicht ein Entweder oder – sondern um ein Sowohl als auch. In seinem Zukunftsmodell haben beide Platz: sowohl gedruckte Bücher als auch E-Books. Die Formate beflügelten sich gegenseitig, ist er überzeugt. Was er schon heute beobachte: Kunden, die sich einen Nook-Reader angeschafft hätten, würden deutlich mehr Bücher einkaufen – print und digital. Der Absatz mit dieser Kundengruppe sei um 70 Prozent gestiegen, der Umsatz um 17 Prozent.
In den Vertriebskanal Internet will Barnes & Nobel deshalb auch weiter investieren – spannt also seine Finanzdecke (die Summe wurde nicht genannt). Die Prognose für das Fiskaljahr 2011 (Mai 2010 bis Mai 2011): Der Gesamtumsatz soll um 20 bis 25 Prozent gesteigert werden, für den Online-Shop erwartet Barnes & Noble ein Plus von 75 Prozent (auf dann 1 Milliarde US-Dollar).