Wieso scheitern so viele Verlage beim Versuch, ein Paid-Content-Angebote am Markt durchzusetzen?
Häufig liegen ganz banale Gründe vor, etwa eine Warenwirtschaft, die keine Bestellungen unter zehn Euro anlegen kann. Oder eine IT-Abteilung, die wenig Erfahrung mit E-Commerce, Micropayment und Suchmaschinen-Optimierung hat. Viele Verlage haben zudem in der Historie Verträge mit Autoren geschlossen, die z.B. nur das Recht für Drucke beinhalten. Damit ist häufig eine Online-Nutzung ausgeschlossen und somit fehlen wichtige Inhalte im Angebot.
Was sind Ihre Tipps für Buchverlage, die den Bereich Paid Content ausweiten wollen?
Viele Verlage verkaufen ihre Print-Produkte als E-Books – entweder 1 zu 1 als Ganzes oder kapitelweise. Das ist ein Anfang, reicht aber in unseren Augen nicht aus. Denn ein E-Book ist im Prinzip das gleiche Produkt, mit Vorteilen und Nachteilen gegenüber den gedruckten Medien. Wir entwickeln Paid Content aus einem anderen Blickwinkel: Was bringt dem Kunden am meisten Nutzen? Daraus entstehen häufig ganz andere Inhalte, die dann separat zu gedruckten Büchern oder E-Books vertrieben werden können. Diese neuen Inhalte müssen sich nicht mehr am Buchformat orientieren und können ständig aktualisiert werden.
Mit welchen Verlagen arbeiten Sie zusammen?
Wir arbeiten mit zahlreichen Verlagen zusammen. Für Haufe Lexware vertreiben wir unter anderem Excel-Tools und E-Books. Weitere Partner sind der Universum Verlag (Arbeitschutz), Forum Verlag Herkert (EDV- und Baurecht) und Wolters Kluver (Mitarbeiterführung, Mobbing etc.).
Wie gehen Sie beim Pricing vor? Wo liegt die Schmerzgrenze beim Nutzer?
Die Verkaufspreise sprechen wir in der Regel mit unseren Partnern und Autoren ab. Ferner nutzen wir Statisiken, um zu erkennen, ob ein Produkt zu teuer oder zu günstig ist. Eine Schmerzgrenze nach oben gibt es eigentlich nicht. Es hängt nur davon ab, ob der Artikel das Geld wert ist. Eine Schmerzgrenze gibt es eher nach unten. Das Bezahlen an sich ist mit Hürden verbunden. Der Nutzer muss sich erst einmal anmelden und seine Zahlungsdaten hinterlegen. Das ist ein Aufwand, der durch das Produkt gerechtfertigt werden muss.
Welche Rolle spielt Suchmaschinen-Marketing für Vorlagen.de? Wie gehen Sie hier vor und was investieren Sie pro Monat?
Suchmaschinen-Marketing ist enorm wichtig und für uns sehr effektiv. Wir erreichen die meisten Kunden auf diesem Wege. Die Suchmaschinen-Optimierung machen wir selbst und investieren in gezielte Werbung für höherwertige Produkte.
Wie granular sollte Content sein, damit er bestmöglichen Absatz findet? Buch oder Kapitel, oder gar nur eine Checkliste?
Das hängt sicher davon ab, in wie weit man Inhalte logisch zerteilen und vertreiben kann. Einzelne Inhalte müssen inhaltlich kompakt und abgeschlossen sein. Es ist ungünstig, wenn ein Kunde eine Checkliste oder ein Kapitel kauft, dabei aber Fragen auftreten, die er mit dem vorliegenden Inhalt nicht beantworten kann.
Zudem gilt: Je mehr einzelne Produkte entstehen, desto größer ist die Gesamtreichweite, da ja jedes einzelne Produkt – auch, wenn es nur eine Checkliste ist – seine spezielle Zielgruppe anzieht.
Vorlagen.de wurde 2002 als reines Pay-per-Download Angebot gegründet und betreuen derzeit über 123.000 Kunden. Die Site führt derzeit über 6.000 kostenpflichtige Vorlagen und Arbeitshilfen von Verlagen und Fachautoren.
Andreas David ist Referent im Seminar "Verlag 3.0 − Content neu denken, Verlagsprodukte neu erfinden", veranstaltet von der Akademie des Deutschen Buchhandels. Das Seminar findet am 5.Juli in München statt.