Kommentar

Was für ein Salat

7. Juli 2010
Redaktion Börsenblatt
Frisch auf den Tisch: So schmeckt Essen am besten. Kann ein Versender das leis­ten? Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Sabine Cronau.
Als Amazon.de vergangene Woche verkündete, jetzt auch in den Lebensmittelhandel einzusteigen, hatte die Sache einen eher faden Beigeschmack. Wer will schon einen platten, angewelkten Salatkopf aus der Amazon-Versandtasche ziehen, und dann noch zu deftigen Preisen? Doch wer zuerst an fleckige Bananen­ und zu gut abgehangene Steaks denkt, darf eines nicht vergessen: Amazon ist ein Meister der Logistik, sucht sich versierte Partner. Und wird den Salatkopf, so ist zu befürchten, oft knackiger servieren als so mancher kleine Laden auf dem Land. Vor allem: Amazon ist ein Meister des Marketings. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer: Denn wer sich durch die Lebensmittel-Seiten auf Amazon.de klickt, merkt schnell, dass es vor allem um eines geht: Märkte, Produkte, Themenwelten miteinander zu verweben. Die Starköche grüßen schon auf der Startseite, mit Links zu ihren Produktempfehlungen. Auch Alfons Schuhbecks Gewürze sind prominent platziert, sein Kochbuch-Bestseller wird mitgeliefert. Dass es eine Unterkategorie für Kochbücher und Weinführer gibt, versteht sich von selbst. Verlage werden sich über die virtuelle Form des kulinarischen Fachhandels freuen, der durch Amazon zu neuer Größe finden könnte. Dem Einzelhandel aber dürfte ein Erfolg auf den Magen schlagen. Denn mit dem Frischemarkt im Netz entfällt der letzte Grund, Rechner oder iPad auszuschalten und ins nächste Geschäft zu gehen: ein leerer Kühlschrank.