Eine Bibliothek in der eigenen Wohnung?

2. Juli 2010
Redaktion Börsenblatt
Brailletitel bringen, wenn man das so sehen möchte, mehrere Nachteile mit sich: Damit die einzelnen Punkte besser halten, muss in der Herstellung dickeres Papier verwendet werden.
Gleichzeitig braucht die Schrift mehr Raum als die der Sehenden. 500 Schwarzschriftseiten ergeben  bereits in Kurzschrift 750 Punktschriftseiten. In Vollschrift erhöht sich der Wert noch um ein weiteres Drittel, er liegt in diesem Fall also bei 1.000 Seiten.
Auch der Umfang von Brailletiteln ist sicherlich ein Grund dafür, dass die Leser sie nur selten kaufen. Denn für Vielleser würde ein Buchregal nicht lange ausreichen. Und eine Bibliothek in der eigenen Wohnung? Wer kann sich das leisten? Im Falle der Blinden-Lesewelt ist diese Frage umso mehr berechtigt, da man für den Erwerb von Büchern schon tief in die Tasche greifen muss. Nur zwei Beispiele: Tolkiens Herr der Ringe umfasst in Schwarzschrift drei Bände, die zusammen ca. 48 € kosten. In Blindenkurzschrift beläuft sich die Trilogie auf 15 Bände und einen Verkaufspreis von ca. 305 €. Analog dazu bezahlt der Endkunde für Jan Weilers Maria, ihm schmeckt’s nicht 10 € (ein Band Schwarzschrift) bzw. 56 € (zwei Ordner Blindenschrift). Grob überschlagen bedeutet dies, dass jeder Brailletitel sechsmal so teuer ist wie seine Schwarzdruck-Vorlage. Aber wie kommen diese gewaltigen Unterschiede zustande?