Kommentar

Sortimenter in der Zwickmühle

8. Juli 2010
Redaktion Börsenblatt
Der Abwärtstrend des Euro lässt die Buchkäufer ins Internet oder über die Grenzen flüchten. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Christina Schulte.
Die Schweizer legen Wert auf ihre Unabhängigkeit, auf ihre eigene Währung, auf ihre Wirtschaftsfreiheit. Viele Unternehmer sind Nutznießer dieses Systems­, wirtschaften einträglich. Zunehmend schwer mit den derzeitigen Rahmenbedingungen tun sich indes die eidgenössischen Buchhändler.

Nicht nur, dass die Preisbindung gekippt wurde und ihre Wiedereinführung infrage steht. Jetzt kommt auch noch der Abwärtstrend des Euro hinzu – mit der Folge, dass die starken Franken Bücher mit Preisen der Gemeinschaftswährung deutlich teurer machen. Die Konsequenz: Viele Kunden kaufen in Deutschland, entweder im Internet oder in grenznahen Gebieten.

Mit Schwankungen beim Wechselkurs müssen nahezu alle Volkswirtschaften leben, könnte man den Schweizern zurufen. Der Buchhandel dort hat es in dieser Hinsicht aber besonders schwer. Er ist einerseits nahezu vollständig von Importen aus Euroländern abhängig. Andererseits lassen sich hohe Rabatte, mit denen die Preise diesseits und jenseits der Grenzen angenähert werden könnten, kaum stemmen. Wenn dann noch deutsche Verlage ihre Rechnung in Franken stellen, sind die Sortimenter mehrfach in der Zwickmühle.
Für sich betrachtet, ist nichts davon ungewöhnlich. Neu ist die Ballung der Probleme. Auf Wechselkurse hat die Buchbranche keinen Einfluss, auf die Wiedereinführung der Preisbindung nur bedingt. Bleibt der Appell an die deutschen Verlage, es ihren Handelspartnern nicht schwerer zu machen, als sie es ohnehin haben. Aber was zählen Appelle in der Wirtschaft!