Schweiz

Starker Franken, flaue Geschäfte

8. Juli 2010
Redaktion Börsenblatt
Neue Sorgen in der Schweiz: Der Sinkflug des Euro hat Folgen für den Buchmarkt der Eidgenossen.

Der schwache Euro bringt den Schweizer Buchhandel in Bedrängnis. "Dass der Euro ins Bodenlose fällt, macht uns das Leben schwer", so Marianne Sax, Präsidentin des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands.

Dabei spielen vor allem zwei Faktoren eine Rolle:

  • Durch die sogenannte Preisüberhöhung, die Kosten- und Steuerunterschiede zwischen den Ländern ausgleichen soll, liegen die Preisempfehlungen der deutschen Verlage für den Schweizer Markt ohnehin über Euro-Niveau. Dieser Effekt wird durch den Euro-Tiefstand verstärkt. Beispiel: Christa Wolfs "Stadt der Engel" (Suhrkamp) ist zum empfohlenen Ladenpreis von 42,50 Schweizer Franken zu haben. Die Eidgenossen zahlen umgerechnet knapp 32 Euro für den Roman, in Deutschland kostet er 24,80 Euro. "Stehen beide Preise auf dem Etikett, kommen wir in echte Erklärungsnöte", so Sax: "Unsere Kunden können schließlich rechnen." Die Folge: Viele bestellen bei deutschen Versendern oder fahren zum Buchkauf über die Grenze.
  • Um von den Kursvorteilen zu profitieren, würden einige deutsche Verlage ihre Rechnung gleich in Schweizer Franken ausstellen, sagt Sax. Zudem ordern heimische Filialisten nicht mehr beim genossenschaftlich getragenen Schweizer Buchzentrum, sondern bei deutschen Zwischenbuchhändlern: "Im Juni sind unsere Umsätze um 14 Prozent gesunken", so Geschäftsführer Andreas Grob. Das Buchzentrum kauft nur 40 Prozent seiner Ware in Euro ein, lockt den Handel hier aber mit einem Währungsbonus. Grobs Wunsch an die deutschen Verlage: "Höhere Europreise – oder niedrigere Preisempfehlungen in Franken, damit die Schere nicht ganz so weit auseinandergeht." (siehe: Interview mit Andreas Grob, hier)