Für Europa, Asien und den Mittleren Osten werden jährliche Zuwächse von 1,2 Prozent prognostiziert die Studie "Media Outlook 2010-2014". Deutschland würde sogar besonders gut abschneiden: Hier erwarte man in den nächsten Jahre ein Plus von im Schnitt 1,9 Prozent. Woher dieser Optimismus rührt? Eine Antwort von PwC-Medienexpertin Christina Müller:
"Print legt zu, aber auch das digitale Pflänzchen bringt Früchte"
Der Buchmarkt ist im Umbruch, doch er wächst. Spätestens seitdem Sony im Frühjahr 2009 seinen ersten E-Book Reader auf den Markt gebracht hat, ist die Digitalisierung auch auf dem deutschen Buchmarkt angekommen. Grund zur Verunsicherung gibt das aber nicht, denn auch mit elektronischen Büchern lässt sich Geld verdienen.
PwC erwartet in seinem Global Entertainment and Media Outlook 2010-2014 für den deutschen Buchmarkt eine durchaus positive Entwicklung, die den Trend der vergangen Jahre weiter fortsetzt. So konnte die Buchbranche auch im Krisenjahr 2009 ein leichtes Umsatzplus erzielen und dürfte bis 2014 weiter wachsen. Zwar wird auch in fünf Jahren noch ein Großteil der Umsätze mit gedruckten Büchern erzielt, doch das digitale Pflänzchen wächst, gedeiht und bringt Früchte.
Multimediale Applikationen im Aufwind
Neben dem Vertrieb klassischer E-Books für E-Book Reader (Sony Reader oder Kindle) bieten auch Buch(nahe) Inhalte für multimediale Endgeräte neue Erlöspotenziale. Beispielsweise lassen sich Bücher für Geräte wie das iPhone oder den iPad multimedial anreichern und mit aktuellen Informationen bestücken.
Solche Applikationen sind sicherlich nicht für alle Warengruppen geeignet, bieten sich aber beispielsweise bei Bilderbüchern, Comics oder Sach- und Reiseliteratur an. Im laufenden Jahr wird der Umsatz mit E-Books noch kaum mehr als einen Prozent des Umsatzes bei Belletristik ausmachen.
Doch das Interesse und die Akzeptanz der Konsumenten an digitalen Büchern steigen, auch getrieben durch Tablets wie den iPad. In fünf Jahren dürften digitale Buchinhalte bereits einen quantifizierbaren Umsatzanteil ausmachen und die Erlöse mit gedruckten Büchern ergänzen.
Wachstumstreiber Internet
Antrieb erhält der Markt auch durch die stabile Entwicklung im Bereich Belletristik, während weder von Schul- und Lehrbüchern sowie Fach- und Sachbüchern Impulse zu erwarten sind. Haushaltsdisziplin und abnehmende Schülerzahlen sorgen dort für stagnierende Umsätze.
Wachsen wird zudem der Verkauf gedruckter Bücher – über das Internet. Treiber dieser Entwicklung ist die anhaltend steigende Durchdringung des Internets, auch im mobilen Alltag. Damit setzt der Internetbuchhandel seinen kontinuierlichen Wachstumspfad fort und gleicht die zu erwartenden geringen Umsatzverluste im stationären Handel aus.
Multichannel-Konzepte als Nonplusultra
Die größte Herausforderung für den stationären Handel ist es daher, aus dem wachsenden Geschäft mit digitalen Inhalten nicht ausgeschlossen zu werden. Der Handel ist mehr denn je gefordert, seine Stärken in Kundenkenntnis, Kundenbindung und Kompetenz herauszuarbeiten und Buchinhalte in allen Formaten und über alle Kanäle zu verkaufen (Multichannel-Strategie).
Internet, stationärer Handel und Katalog müssen sich ergänzen. Zudem werden sich sicherlich auch die Flächen für Bücher reduzieren und das Angebot Non-Book-Artikel noch bedeutender werden.
Gute Chancen haben insbesondere die großen Händler, die aufgrund ihrer Präsenz in Innenstadtlagen eine hohe Bekanntheit haben und diese ins Internet transportieren können. Doch selbst für Onlinehändler ist nicht alles Sonnenschein. Sie stehen vor der Herausforderung, sich durch internationale Branchengrößen nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen.
Dem Buchmarkt steht eine spannende Entwicklung bevor, die vorangetrieben werden muss. Die Herausforderungen sind hoch, doch die Aussichten sind gut, bald reife Früchte zu ernten.
Christina Müller
Die Studie "Global Entertainment and Media Outlook" von PwC untersucht weltweite Schlüsseltrends der Unterhaltungs- und Medienbranche und leitet Umsatzprognosen zu 13 Teilbranchen des Medienmarktes in 48 Ländern für die kommenden fünf Jahre ab. Dazu zählen u.a. Internet und Fernsehen, Musik und Film – sowie der Buchmarkt.