Das Township Kayelitsha (auf Xhosa „Neue Heimat“) liegt rund 25 Kilometer von Kapstadt entfernt. In den 80er Jahren geplant für ursprünglich 40.000 Einwohner, geht man davon aus, dass dort heute rund 1,5 Millionen Menschen leben. Es ist damit das zweitgrößte Township nach Soweto bei Johannesburg. In direkter Nachbarschaft zu Kayelitsha befindet sich Mfuleni (auf Xhosa „Am Fluss“), ein Township mit vorwiegend schwarzer Bevölkerung. Hier wird am 29. Juli im Women for Peace Center der erste von drei Reading and Learning Rooms eröffnet.
Das Projekt hat die Frankfurt Book Fair Literacy Campaign (LitCam) initiiert, die internationale Bildungskampagne der Frankfurter Buchmesse. Getragen wird die LitCam von ihrem Leitgedanken „Confidence for Life“: Ziel ist es, Menschen die Fähigkeiten zu vermitteln, die sie brauchen, um mit Zuversicht die Herausforderungen im eigenen Leben zu meistern. Partner von LitCam in diesem Projekt in Südafrika sind die Organisationen Violence Prevention through Urban Upgrading (VPUU), Women for Peace, die University of the Western Cape (UWC) sowie die Cape Town Book Fair (CTBF).
Einfacher Zugang zu Büchern
„Unser Ziel ist es, für die Bewohner der Townships einen einfachen Zugang zu Büchern direkt in ihrer Nachbarschaft zu schaffen“, sagt Karin Plötz, Leiterin Bildung bei der Frankfurter Buchmesse. „Lesen, Schreiben und Rechnen gehören zu den essentiellen Fähigkeiten, die jeder Mensch braucht, um im Leben und der Gesellschaft erfolgreich bestehen zu können. Die Räume sollen den Menschen die Möglichkeit geben, an diesen Fähigkeiten zu arbeiten und sie auszubauen.“ Die Anzahl funktionaler Analphabeten in Südafrika ist hoch: Einer Studie des Children’s Institute der University of Cape Town zufolge waren im vergangenen Jahr zwei Drittel der Grundschüler landesweit von funktionalem Analphabetismus und Rechenschwäche betroffen. „Ein weiteres Ziel ist es, den Einwohnern mit den RaL-Rooms die Möglichkeit zu sinnvoller Beschäftigung zu geben und so die Ausübung von Gewalt aus Langeweile in den Townships zu senken“, fügt Plötz hinzu.
Die drei Reading and Learning Rooms in Kayelitsha und Mfuleni sind mit Büchern und Lernmaterialien ausgestattet und richten sich an unterschiedliche Zielgruppen. So berücksichtigt der Reading and Learning Room in der Nähe der Western Forecourt Kayelitsha Zugstation besonders die Bedürfnisse erwachsener funktionaler Analphabeten. Der zweite Raum in Kayelitsha befindet sich in der Nähe eines Kindergartens und hat vorwiegend Bücher für Kleinkinder sowie Lernmaterial für die Betreuer der Kleinen im Angebot. Der Reading Room in Mfuleni im Women for Peace Centre ist auf Familien ausgerichtet und bietet sowohl Literatur für Kinder als auch für Erwachsene.
Bis Oktober sollen noch vier weitere RaL-Rooms in den beiden Townships eingerichtet werden. Parallel dazu entsteht in Kayelitsha auch noch eine große Bibliothek: „Sie befindet sich gerade im Bau und soll im Oktober eröffnet werden“, sagt Karin Plötz.
Lesungen und ein Wettbewerb für kreatives Schreiben
In den Reading and Learning Rooms sollen regelmäßig Unterrichtsstunden, Workshops und Lesungen mit Autoren stattfinden. „Die Siemens Stiftung wird für ein Jahr einen Lehrer finanzieren und stattet zudem zwei der Räume mit Experimentierkästen für Kinder aus“, erzählt Karin Plötz. „Mit den Lesungen beginnen wir schon während der Cape Town Book Fair, die am 30. Juli ihre Tore öffnet. Wir tragen auf diese Weise die Buchmesse ein Stück weit in die Townships hinein - wenn die Menschen dort nicht zur Messe gehen können, dann kommt die Messe mit ihrer Literatur und ihren Schriftstellern eben zu den Menschen!“
Während der Eröffnung der Reading Rooms am 29. Juli fällt gleichzeitig auch der Startschuss für den Schreibwettbewerb „Football moments - short stories from the townships“. Teilnehmen können Einwohner aus den Townships. Der Sieger wird auf der Cape Town Book Fair 2011 bekannt gegeben, zudem werden die gesammelten Kurzgeschichten als Buch veröffentlicht.
Die LitCam ist die ganzjährige internationale Bildungsinitiative der Frankfurter Buchmesse. Sie wurde 2006 ins Leben gerufen. Getragen wird die LitCam von ihrem Leitgedanken „Confidence for Life“: Ziel ist es, durch die Vermittlung von Grundfähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen den Menschen in aller Welt die Möglichkeit zu geben, mit Zuversicht die Herausforderungen im eigenen Leben zu meistern. Seit April 2010 ist die LitCam eine gemeinnützige Gesellschaft. Geschäftsführer ist Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. Die Geschäftsleitung hat Karin Plötz, Leitung Bildung Frankfurter Buchmesse, inne.