Kommentar

Branchenstimmung zwischen Zuversicht und Trübsal

22. Juli 2010
Redaktion Börsenblatt
Die Verlage nähern sich dem digitalen Zeitalter zügiger an als die Buchhändler. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Christina Schulte.
Die einen sind Produzenten, die anderen Händler. Ihr verbindendes Element: das Buch. Von dessen Verkauf leben beide. Und das im vergangenen Jahr sogar recht gut. Dennoch verläuft die Geschäfts­entwicklung der Verlage und Buchhändler keineswegs im Gleichklang. 2009 schnitten die Verlage in Sachen Umsatzsteigerung besser ab (siehe die Ergebnisse der Schnell-Umfrage des Börsenvereins, Börsenblatt Heft 29, Seite 16). Beflügelt von den Ergebnissen, sind ihre Erwartungen für das laufende Jahr entsprechend positiv. Im Buch­handel hingegen, im stationären zumindest, herrscht trübe Stimmung (siehe Börsenblatt Heft 28).

Könnten nicht die Verlage die Buchhändler einfach auf ihrer (Erfolgs-)Welle mitschwimmen lassen? So simpel geht das leider nicht, aus verschiedenen Gründen. Viele Verlage haben sich neben dem Buchhandel andere Vertriebswege aufgebaut, mit denen sie den Markt erfolgreich bearbeiten. Außerdem nähern sich die Verlage mit ihren Geschäftsmodellen dem digitalen Zeitalter zügiger an als der Buchhandel. Auch wenn sich der Anteil ihrer Online-Erlöse am Gesamtumsatz meist noch im einstelligen Prozentbereich bewegt: Man probiert aus, was gehen und Zukunft haben könnte. Der Buchhandel hingegen hat überwiegend noch keine Antwort auf den Handel mit E-Books & Co.
Oft ist es so, dass die Produzenten den Wandel besser bewältigen als die Händler. Sie befassen sich viel früher mit neuen Technologien und daraus entstehenden Produkten. Die Händler hingegen sind eher passiv, warten ab, was die Hersteller für sie zum Verkaufen vorsehen. Dass sich aber gerade bei Produktinnovationen der Vertriebskanal gleich mit ändern kann, gerät dabei leicht außer Sicht.