Als in den 1960er Jahren die ersten deutschen Shoppingcenter eröffnet wurden, war noch von "Ladenstädten" und "Groß-Basaren" die Rede – heute gelten sie als "Kauftempel". Das aus den USA importierte Konzept des Alles-unter-einem-Dach hat in den vergangenen Jahrzehnten eine beachtliche Karriere gemacht, und das nicht nur begrifflich: Bundesweit gibt es nach Angaben des German Council of Shopping Centers (GCSC), dem Branchenverband, derzeit rund 450 solcher (post-)modernen Einkaufsstätten.
Attraktives Konzept für Investoren
Der Bauboom ist zwar etwas abgeflaut, doch für Investoren bleibt das Konzept trotzdem hochattraktiv: Laut Jones Lang LaSalle konnte kein anderes Immobiliensegment im ersten Halbjahr 2010 so stark zulegen. Wie sich die Shoppingcenter-Landschaft momentan verändert und welche Trends sich abzeichnen? Das hat der GCSC jetzt von GfK GeoMarketing analysieren lassen.
Die zentralen Ergebnisse:
- Bis 2014 sind 43 neue Einkaufszentren projektiert, zudem sollen 21 der älteren Center bis dahin modernisiert und erweitert werden – darunter auch das Main-Taunus-Zentrum, das erste deutsche Shoppingcenter auf der grünen Wiese (1964).
- Die Zahl der Shoppingcenter, die heute noch draußen auf freiem Feld entstehen, tendiert gegen null. Alle Projekte (bis 2014) seien für Innenstadt- oder Stadtteillagen geplant, so GfK Geomarketing. Bis auf Weiteres kann sich also das Loop5, im Oktober 2009 von Sonae Sierra in Weiterstadt gestartet, als letzte Center-Eröffnung auf der grünen Wiese bezeichnen.
- Die Standortpolitik hat Folgen. Weil die Grundstücke teurer seien und City-Mieter andere Ansprüche stellten, würden die Center kleiner, heißt es bei GfK Geomarketing. 1998 habe die Verkaufsfläche im Schnitt bei 34 000 Quadratmetern gelegen, heute bei 31.500 – und es wird weiter abgespeckt: Laut GfK-Statistik sind die bis 2012 vorgesehenen Center 27.000 Quadratmeter groß.
- Summa summarum verfügten die Shoppingcenter Ende 2009 über eine Verkaufsfläche von 8,9 Millionen Quadratmetern – knapp ein Drittel mehr als im Jahr 2000 (6,4 Millionen Quadratmeter).
- Der Anteil an der Gesamtverkaufsfläche des deutschen Einzelhandels wächst zwar, bleibt mit 7,7 Prozent aber vergleichsweise gering (2000: 6,1 Prozent).
- Beim Umsatz sieht das Gefüge schon deutlich anders aus. Hier sind die Shoppingcenter mittlerweile an der Zehn-Prozent-Grenze angekommen: 2009 lag ihre Quote bei 9,2 Prozent, für 2010 prognostiziert die GfK einen Wert von 9,6 Prozent.
- In absoluten Zahlen hat der Umsatz sich so entwickelt: 2006 gaben die Deutschen 32,6 Milliarden Euro in den Einkaufszentren aus, 2009 waren es bereits 36,7 Milliarden Euro (Prognose für 2010: 37,3 Milliarden Euro; plus 1,6 Prozent).
- Dass der Umsatzkuchen des Einzelhandels eher kleiner wird (2009: minus drei Prozent), stört die Betreiber kaum: In den Läden werden pro Quadratmeter nach wie vor deutlich höhere Beträge erwirtschaftet als im gesamten Einzelhandel (2009: ca. 23 Prozent; siehe Grafik).
Die Planer setzen alles daran, dass das so bleibt: Erstens kalkulieren sie, je nach Standort, doppelt so viel Restaurantfläche ein als noch vor zehn Jahren (Flächenzuwachs von 4,7 auf zehn Prozent) – um die Aufenthaltsdauer zu erhöhen. Und zweitens entdecken sie soziale Medien für sich, um die Bindung ans Center zu stärken und zugleich die Taktzahl der Besuche zu steigern.
Tamara Weise