Autoren könnten die Bücher direkt bei Amazon im elektronischen Format einstellen und so dem Kunden nahezu unmittelbar anbieten. Dann, so könnte man meinen, wären durch die Ausschaltung von Mittlern wie den Verlagen deutlich niedrigere Preise möglich und Autoren würden viel direkter für ihre kreative Arbeit entlohnt.
Dies ist der grundlegende Gedankengang, der dem Deal des Agenten Andrew Wylie mit Amazon so viel Aufmerksamkeit verschafft hat. Einige Berichterstatter wollen bereits das Ende des Verlagswesens erkennen. Die Frage, die sich viele in der Branche nunmehr stellen, lautet: wird Andrew Wylie viele Nachahmer finden? Oder anders formuliert: Wird es künftig gängige Praxis für Autoren oder deren Agenten sein, elektronische Rechte direkt mit den großen E-Book-Plattformen und unter Umgehung der Verlage zur verhandeln?
Die Antwort könnte lauten: je heterogener der E-Book-Markt, desto wichtiger ist die Rolle der Verlage und desto unwahrscheinlicher ist eine direkte Vermarktung durch den Autor selbst. Denn neben den vielfältigen Aufgaben, die Verlage übernehmen, ist eine der Kernfunktionen des Verlagswesens die Vermarktung von Autoren und ihren Titeln. Und diese Aufgabe wird umso wichtiger, je vielfältiger die Vertriebswege sind. Kein Autor käme auf die Idee, alle Buchhandlungen abzuklappern um seine Werke selbst zu vermarkten. Diese Aufgabe übernehmen Verlage mit ihren Vorschauen, Vertreterbesuchen und vielen weiteren vertrieblichen Maßnahmen.
Der digitale Markt funktioniert in vielerlei Hinsicht ähnlich. Allerdings immer unter der Voraussetzung, dass sich neben GAAP (Google, Amazon, Apple) viele weitere potente Vertriebskanäle etablieren. Davon profitieren Leser durch ein breites, uneingeschränktes Titelangebot und innovative Angebotsformen. Aber auch Verlage profitieren davon, weil sie ihr Marketing- und Vertriebs-Know-how ausspielen können. In einem heterogenen, wettbewerbsintensiven digitalen Handelsumfeld sind Verlage weniger abhängig von einzelnen Playern und haben mehr Möglichkeiten, ihre Autoren aufzubauen und zu vermarkten. Dies ist im Übrigen auch einer der wesentlichen Gründe, warum libreka! so großen Wert auf Angebote legt, die möglichst vielen Händlern das digitale Geschäft ermöglichen. Der gesamte Markt würde profitieren, wenn es uns gelingt, die Heterogenität, die wir im klassischen Buchmarkt haben, auf das elektronische Geschäft zu übertragen.
Was meinen Sie: wie monopolistisch wird der E-Book-Markt? Welche Rolle werden Verlage spielen?
Diskutieren Sie mit.
Ihr Ronald Schild