Amerika gilt als Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Aber ausgerechnet auf dem boomenden US-Markt für E-Books sind die Möglichkeiten offenbar ziemlich begrenzt – zumindest für die Konkurrenten von Amazon und Apple. Das moniert der Generalstaatsanwalt von Connecticut, Richard Blumenthal. Und fordert Freiheit für die E-Book-Preise. Seine Kritik: Auf dem (preisbindungsfreien) US-Markt habe sich eine Art Einheitspreis für E-Books etabliert. Und dafür sorge keineswegs das Spiel der Kräfte, sondern eine handfeste Vertragsklausel mit dem Kürzel MFN, die aus dem Welthandelsrecht kommt ("most favored nation"). Amazon und Apple, die beiden Hauptakteure, haben sich mit dieser Klausel Bestpreisgarantien der Verlage gesichert. Und verhindern so, dass ein anderer Anbieter die E-Books der Vertragspartner billiger offerieren kann als sie. Meistbegünstigtenklausel heißt diese Regelung bei uns. Und wer wäre das nicht gern: begünstigt, zumindest vom Glück, auch vom unternehmerischen.
Die Big Player aber müssen sich daran gewöhnen, dass der Staat, die Kunden, die Konkurrenz mittlerweile sehr viel genauer hinschauen, ob sich jemand mit Macht und auf Kosten anderer einen Sonnenplatz im digitalen Kosmos sichert. Der Mahnbrief des Juristen aus Connecticut passt damit bestens zum Widerstand gegen das Google Book Settlement und Google Street View, zur Kritik an den Datensammlern von Facebook. Ironie des Schicksals: Während die Preisbindung für E-Books in Deutschland nicht unumstritten ist, scheint sich der ach so liberale US-Markt ganz geschmeidig der Preispolitik einzelner zu unterwerfen.