Kommentar

Multimediale E-Books: Mehrwert bringt Umsatz

19. August 2010
Redaktion Börsenblatt
"Multimediales Zusatzmaterial wird ein Grund sein, sich einen Roman als E-Book zuzulegen." Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Sandra Schüssel.

Das erste Auto glich einer Pferdekutsche. Man baute eben das nach, was vertraut war. Bei den E-Books ist es nicht anders: Eins zu eins übertragen die meisten Verlage ihre Werke in die digitale Welt. Das kann aber nur der erste Schritt sein. Einige Verlage gehen mittlerweile anders an die E-Book-Produktion heran: Im Zentrum steht die Frage, was echten Mehrwert für den Nutzer bietet.
Ein Fremdsprachen-Trainer, der Sätze vorliest, ist ungleich attraktiver als nur ein Text. Ein Ratgeber, der mit dem Quiz "Welcher Karriere-Typ sind Sie?" in das Buch einleitet, kann dieses Quiz interaktiv aufbereiten und je nach Ergebnis gleich ins entsprechende Kapitel springen. Einige solcher Anwendungen gibt es schon, und es werden immer mehr.
Belletristikverlage verhielten sich lange zögerlich: Braucht man Videos, wenn der Text doch das "Kino im Kopf" in Betrieb setzt? Mag sein, aber wieso dann nicht gleich das Printbuch kaufen? Zumindest für einen Teil der Zielgruppen wird multimediales Zusatzmaterial ein Grund sein, sich einen Roman als E-Book zuzulegen. Weil sie einen Mehrwert sehen, den die Printversion so nicht bieten kann. Das ist eine Möglichkeit, die sich große Verlage wie Bastei Lübbe und Rowohlt nicht entgehen lassen wollen. Die Chancen auf Umsatz stehen gut: In den USA werden heute schon viele enhanced
E-Books teurer als das Hardcover verkauft. Die Herausforderung für Verlage wird sein, Experten einzustellen, die sich gleichermaßen mit Text, Video und Audio auskennen. Um bei der Analogie vom Anfang zu bleiben: Ein Kutschenbauer hatte andere Qualifikationen als ein Kfz-Mechaniker.

 

Einen Artikel zum Thema multimediale E-Books lesen Sie im aktuellen Börsenblatt Heft 33, Seite 28.