Übertragen auf die Digitalisierung heißt das: Wir können die derzeitige Entwicklung nicht aufhalten und ändern. Jemand hat längst den Hebel umgelegt. Das ist insofern tröstlich, als es nutzlos ist, sich ewig mit der Frage herumzuschlagen, wie denn die Digitalisierung in unseren Alltag einbrechen konnte. Und wie wir sie dort wieder herausbefördern können. Jetzt geht es vielmehr darum, mit der Digitalisierung umzugehen.
Vor Kurzem hatte ich das große Glück beim Yale Publishing Course dabei zu sein. Diskutiert wurde dort über die Strategien für die digitale Zukunft der Medien- und Verlagsindustrie. Nicht einer der rund 50 Redner ließ Zweifel daran, dass die Branche derzeit erst die zarten Ausläufer einer massiven Umwälzung erlebt. Alle sind überzeugt davon, dass in einigen Jahren kein Stein der Verlagsbranche mehr auf dem anderen stehen wird.
Gleichzeitig war es beruhigend, in Yale zu hören, dass auch die US-amerikanischen und internationalen Kollegen den Übergang von analog auf digital als äußerst anstrengend erleben. Sie stellen fest, dass sie viel Zeit, Geld und Nerven investieren müssen. Die Digitalisierung biete Millionen von Möglichkeiten, so Dominique Raccah, CEO und Verlegerin bei Sourcebooks Inc., und keiner könne mit Bestimmtheit sagen, welche sich am Ende als lukrativ erweise.
Dennoch: Die Referenten und Teilnehmer zeigten sich fasziniert von den Chancen, die mit der Digitalisierung ins Haus gespült werden. Entsprechend gab es in Yale viele motivierende Aufrufe: Nicht auf die perfekte Lösung warten. Endlich mal ein E-Book lesen, eine eigene Website programmieren, XML-Prozesse ins Unternehmen integrieren. Den eigenen Ideen vertrauen.
Zurück zum Cortázar-Zitat: Der (digitale) Milchkaffee wird eklig, wenn wir ihn zu lange unbeachtet lassen. Anders ausgedrückt: Aufregende Geschichten müssen ans Publikum gebracht werden. Und niemand als die Experten im traditionellen Verlagswesen weiß besser, wie das funktioniert. Jetzt eben in neuen Formaten. Entsprechend gab Paul Saffo, Managing Director bei Foresight, in Yale auch die ewig währende Parole mit auf den Weg: "Sei nützlich und sammle die wichtigen Dinge auf – das ist es, was die Leute wollen." In diesem Sinne: Kommen Sie auf die Buchmesse, lassen Sie sich inspirieren. Ich gebe Ihnen einen Milchkaffee aus.