Alle Versuche, den stationären Buchhandel in Deutschland am Geschäft mit elektronischen Büchern zu beteiligen, waren bisher kaum von Erfolg gekrönt. Dass es jedoch zu früh ist, die Flinte ins Korn zu werfen, zeigt das Beispiel USA. Dort hätte man erwarten können, dass der Buchhandel vor den großen Online-Händlern und Content-Aggregatoren wie Amazon, Apple und Google einknickt. Doch davon kann man seit einigen Monaten nicht mehr sprechen. Mit dem Vorstoß des Filialisten Barnes & Noble, ein eigenes Lesegerät und ein umfangreiches Titelangebot anzubieten, war das Eis gebrochen. Der E-Reader Nook entwickelte sich zum Verkaufsschlager und konnte den Expansionsdrang von Amazon zumindest ein wenig bremsen. Inzwischen ist die Nummer 2 im US-Buchhandel, Borders, dem Beispiel gefolgt. Und auch der Zusammenschluss der unabhängigen Buchhändler, der Googles Verkaufsplattform Google Editions in die Sortiments-Websites einbinden will, lässt ein Fünkchen Hoffnung auf digitale Umsätze.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch ein deutscher Großbuchhändler beschloss, das Heft in die Hand zu nehmen. Thalia wird auf der kommenden IFA in Berlin sein neues Konzept für den E-Book-Verkauf im Buchhandel präsentieren – eigenes Lesegerät inklusive. Ob dieses Beispiel Schule macht, muss man abwarten. Zu wünschen wäre, dass noch mehr Filialisten oder Buchhandelsverbünde Geschäftsideen rund um das E-Book entwickeln. Die Erfahrung mit den großen Aggregatoren hat gezeigt, dass E-Books dort nicht immer in besten Händen sind. Denn manchmal fehlt den Internetkonzernen das Gespür für die Qualität der Inhalte – und für die Ansprüche der Leser.