Junges Publikum gesucht!

2. September 2010
Redaktion Börsenblatt
Das dreißigjährige Jubiläum des Erlanger Poetenfests reiht sich in gewohnter Manier an seine Vorgänger an. Trotz gelegentlich heftigen Regenschauern hielten sowohl Autoren als auch Publikum, gerüstet mit Regenschirmen und -capes, tapfer stand und huldigten ein Wochenende lang der aktuellen Literatur. Ein Überblick von Hanna Hartberger und Sabrina Kurtz.

In einem Punkt ist aber gegenüber der Tradition eine deutliche Wandlung des Poetenfests spürbar. Bei der Betrachtung der Jubiläumsausstellung „30 Jahre Erlangen Poetenfest in Bild und Ton“ stach dem aufmerksamen Beobachter das eindeutig junge Publikum in den ersten Jahren ins Auge. Schaut man sich heute auf den Wiesen des Erlanger Schloßgartens um, fällt auf, dass trotz einer Vielzahl geisteswissenschaftlicher Studiengänge in Erlangen nur wenige Studenten ihren Weg vor die Lesebühnen fanden.Dieser Mangel war auch in einigen Diskussionen zu verzeichnen – um so eklatanter, als dass den Themen „Der Autor im digitalen Zeitalter“ und „Hurra, wir lesen noch!“ eine weniger einseitige Ausrichtung gutgetan hätte. Zwar waren bei beiden Diskussionen überzeugte Fürsprecher des Internets vertreten, doch fehlte diesen die gewohnte Selbstverständlichkeit im alltäglichen Umgang mit dem Medium. Einzig bei den lesenden Autoren war mit Vertretern wie Judith Zander, Dorothee Elmiger, Mariam Kühsel-Hussaini und dem Wortwerk eine Balance erzielt worden.

Nächtliches Wandeln

Dabei hätten gerade die eindringlichen Schilderungen vergangener Zeiten und anderer Lebensumstände im Rahmen der Autorenportraits von Hans Joachim Schädlich, Volker Braun und László Krasznahorkai vielen Studenten einen interessanten Einblick geboten. Ein ebenso eindrucksvolles Programm bot die neu eingezogene Erlanger Stadtbibliothek, die den neugierigen Besucher beim nächtlichen Wandeln in gedimmtem Licht neue und alte Texte entdecken ließ.

 

Rückblickend bot das Poetenfest auch in diesem Jahr ein vielfältiges Angebot an Autoren, Diskussionen und Veranstaltungen und einen interessanten Einblick in die aktuellen literarischen Markt. Allerdings hätte man zum dreißigjährigen Jubiläum, wenn auch keine Jubiläumsveranstaltung, einen stärken Bezug im Programm auf diese immerhin bemerkenswerte Zahl erwartet.