Über das Leben von Jörg Immendorff ist alles gesagt – zumindest, was die Boulevardpresse angeht. Die ganze
Republik nahm Anteil am berüchtigten Hotelsuite-Verfahren, an der qualvollen Krankheit des Künstlers. Er selbst hat, lust- und leidvoll, zur öffentlichen Inszenierung seines Lebens beigetragen.
Während Immendorff gern Grenzen überschritt, muss sich seine Biografie, die Anfang Oktober bei Aufbau erscheint, in engen Grenzen bewegen. Wo sie genau verlaufen, will der Verlag nicht sagen – um Rechtsstreitigkeiten vorzubeugen. Fest steht nur: Bevor das Buch überhaupt auf dem Markt ist, bekam Aufbau Post vom Anwalt der Künstlerwitwe Oda Jaune. Es ging um Bild- und Persönlichkeitsrechte, was dazu führte, dass der Verlag vorab ein Kapitel strich, Autor und Immendorff-Assistent HP Riegel Passagen umschrieb. Wohlgemerkt: bevor der Inhalt publiziert ist.
Was darf die Kunst? Viel. Was darf das Buch? Trotzdem immer weniger, wenn man die Streitlust rund ums Persönlichkeitsrecht betrachtet, die mit Maxim Billers "Esra" auch noch eine fiktionale Komponente bekam. Natürlich: Nichts ist persönlicher als eine Biografie. Und sicher gibt es schlechte, schiefe, unfaire. Aber werden Lebensbilder durch juristischen Eingriff wahrhaftiger? Für Verlage ist das Thema eine kunstvolle Gratwanderung, während sich Comedians, die persönlich werden, höchstens der Geschmacksfrage stellen müssen – so wie Oliver Pocher, der jüngst, umringt von lauter "Lausemädchen", als Kachelmann-Double zum Prozessauftakt fuhr.