Auszeichnungen

Gustav-Heinemann-Friedenspreis 2010 an Grit Poppe für "Weggesperrt"

27. September 2010
Redaktion Börsenblatt
Grit Poppe wird heute für ihren Jugendroman "Weggesperrt" (Cecilie Dressler Verlag) mit dem diesjährigen "Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher" ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet Stadtbibliothek Essen statt.
Überreicht wird der Preis durch die Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, Ute Schäfer. Der Preis der nordrhein-westfälischen Landesregierung, der an das friedenspolitische Engagement des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann erinnert, wird in diesem Jahr zum 27. Mal vergeben.
 
"Die Autorin hat einen fesselnden zeitgeschichtlichen Roman für Jugendliche geschaffen, der aus der Perspektive der weiblichen Hauptfigur Anja ein realistisches Bild des rigiden Regimes der ehemaligen DDR vermittelt. Jugendliche Leserinnen und Leser lernen die Hoffnung der Menschen auf Freiheit verstehen, die sich 1989 nach und nach gegen das Regime wendeten", begründete die Jugendministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, Ute Schäfer, die Entscheidung der Jury.
 
Grit Poppe freut sich über den Preis und hofft, "dass durch diese Auszeichnung auch weiter das Interesse geweckt wird, an dem, was jungen Menschen im Namen des Sozialismus angetan wurde. Wer sich einmal auf das Thema einlässt und sich ernsthaft mit den Vorgängen im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau beschäftigt, dem dürfte sich die Frage, ob die DDR ein Unrechtsstaat war, gar nicht mehr stellen."
 
In "Weggesperrt" schildert die Autorin das Leben der 14-jährigen Anja in den Jahren 1988 und 1989. Als Anjas Mutter einen Antrag stellt, aus der DDR auszureisen, wird Anja ohne Begründung von der Staatssicherheit verhaftet. Sie kommt zunächst in einen so genannten Jugendwerkhof. Geschockt von der Willkür der Erzieherinnen und Erzieher, die aus den Jugendlichen "vollwertige Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft" machen wollen, von der Gewalt und dem Drill, will das Mädchen bald nur noch abhauen. Tatsächlich gelingt ihr die Flucht, aber bald wird sie wieder gefasst. Als sie eines Tages ausrastet, bringt man sie in die schlimmste Erziehungskaserne der DDR nach Torgau. In dieser Einrichtung der Jugendhilfe sollen die Heranwachsenden hinter Schloss und Riegel mit Arbeit, Sport und harten Strafen diszipliniert und umerzogen werden. Mit Anja erlebt man, wie sich die repressiven Strukturen des Staates im Zusammenleben der Zöglinge spiegeln und wie die Heimleitung die Repressalien der Anführer gegenüber den anderen Jugendlichen duldet.
 
Der Gustav-Heinemann-Friedenspreis ist die wichtigste Auszeichnung für deutschsprachige Kinder- und Jugendbücher mit friedenspolitischem Inhalt. "Ausgezeichnet werden Romane oder Sachbücher, die vermitteln, wie seelische und körperliche Gewalt entstehen und wie sie sich in der Realität auswirken. Sie sollen Zivilcourage und gewaltlose Formen der Konfliktlösung aufzeigen und unterstützen", erklärte die Jugendministerin.