Ebenfalls humorvoll, aber in der Sache ernsthafter, hatte zuvor Gastgeber und VVA-Chef Stephan Schierke Revue passieren lassen, wie das vergangene Jahr für sein Unternehmen gelaufen ist. Man sei in Gütersloh, was die Mengenentwicklung in der Auslieferung betrifft, „an der Kapazitätsgrenze angekommen. So viel zum Thema ,Das physische Buch ist tot’.“
Hörbar um Deeskalation und Verständigung bemüht, nutzte Schierke die Gelegenheit auch zu Anmerkungen zum „Konfliktthema“ libreka!. Der VVA-Geschäftsführer betonte, dass es ihm und seinen Kollegen im Zwischenbuchhandel nicht um die Ablehnung von Wettbewerb gehe. Nicht zu akzeptieren seien für ihn aber „exklusive Deals“ mit ausgewählten Marktteilnehmern, durch die andere ausgeschlossen würden. Schierke sagte, er halte eine Einbindung aller Interessierten beim Aufbau einer Distributionsplattform für erforderlich.
Die Marketing-Fachleute Jan Manz (von der PR- und Beratungsgesellschaft wbpr) und Rainer Rossipaul befassten sich mit neuen Wegen der Verkaufsförderung via Internet. Social Media ist für Manz ein Thema, um das sich heute kein Verlag mehr drücken könne. Der Umgang mit Facebook & Co. erfordere allerdings nicht bloß Handlungswissen, sondern auch eine Revision der Kommunikationskultur eines Unternehmens. Man müsse sich auseinandersetzen mit zunehmender Fragmentierung von Kommunikation, mit Kontrollverlusten und der ständigen Notwendigkeit zur Interaktion. Aufwendig sei das, aber eben auch aussichtsreich. Buchwerbeprofi Rossipaul zeigte anschließend sehr konkret, wo und wie Verlage ihre Produkte im Internet mit Hilfe viralen Marketings nicht nur auffindbar machen, sondern auch ins Gespräch bringen können und wie sie ihre Handelspartner mit eigenem Warenkorb einbinden können.
Das Abendprogramm war – passend zu Hamburg – dem „Abenteuer Auswanderung“ gewidmet. Bei einem Besuch des Museums BallinStadt (benannt nach Albert Ballin, der zur vorvergangenen Jahrhundertwende als Generaldirektor der Hapag die großen Auswandererströme nach Amerika zu einem einträglichen Geschäft nutzte) hatten die Buchmenschen Gelegenheit zu einer fiktiven Schiffsbuchung nach Ellis Island. Das Einchecken fand sehr realistisch draußen statt, bei minus 2 Grad. Als Buchmarkt-Kollege Christian von Zittwitz merkte, dass die „Passagiere“ dem Alphabet nach aufgerufen werden, fand er Auswandern irgendwie nicht schön. Später gab’s aber gute, wärmende Getränke...
cas