Der Spanier hat nun eine andere, länderübergreifende Wahl getroffen. Die italienische Feltrinelli-Gruppe übernimmt zunächst Anteile, später den ganzen Verlag – es ist das erste Auslandsinvestment, darauf soll aufgebaut werden.
Herralde hat sich nicht von ungefähr gegen Offerten aus dem eigenen Land und für die Mailänder entschieden. Wenngleich die expandierende Buchhandelskette Feltrinelli zu einem Großkonzern macht, so bleibt das Unternehmen doch, was Anagrama ist – ein unabhängiges, familiengeführtes Haus. Vor allem aber verbindet den Verleger aus Barcelona sowohl mit Inge als auch mit Carlo Feltrinelli eine enge Freundschaft. Ihnen, den (auch politisch) Gleichgesinnten und unternehmerisch Erprobten, denen er nie als Konkurrenten begegnen musste, konnte und wollte er den Verlag anvertrauen.
Wie sich Anagrama nach der endgültigen Übernahme durch Feltrinelli weiterentwickelt, ist ungewiss. Vorläufig aber darf man sagen: Glückwunsch dem Verleger, der – eine Berufskrankheit – nicht loslassen kann, aber zugleich solche Freundschaften pflegt.