Kommentar

Zensur statt Aufklärung

12. Januar 2011
Redaktion Börsenblatt
Professor Alan Gribben hat eine Neuauflage von Mark Twains "Huckleberry Finn" politisch korrigiert: Statt "Rothäute" heißt es nun "Indianer", statt "Nigger" "Sklave". Man mag den Kopf schütteln ob solcher Naivität – schließlich zeigt hier der Sprachgebrauch die Einstellung der Sprecher, nicht des Autors. Gribbens Motivation war jedoch der verzweifelte Versuch, Twain zu retten.  Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck.
Denn wegen des N-Worts gehört "Huckleberry Finn" zu den häufigst reklamierten Titeln in US-Bibliotheken; aus vielen ist das Buch ebenso verschwunden wie aus Lehrplänen. Und wo Bücher nicht mehr gelesen werden, kann aus ihnen auch keine Debatte entstehen. Etwa über verachtende Worte und den Umgang damit: Hier täte Aufklärung not. Oetinger etwa erklärt bei Pippi Langstrumpf das N-Wort in einer Fußnote. Und sage keiner, der PC-Wahn sei US-spezifisch: Auch bei uns gibt es die "Zehn kleinen Negerlein" nicht mehr.