Bestürzung war im Münchner Lenbachhaus am Mittwochabend keine auszumachen, dafür hatten Diagnose und Ratschläge di Lorenzos, wenngleich eloquent vorgetragen, vielleicht zu wenig echten Neuigkeitswert. Dass der Redner sich nicht als Propagandist des Internets hervortun würde, war zu erwarten, ebenso wenig, dass er die Augen vor den digitalen Möglichkeiten verschließt. Immerhin, vor den Verlegern saß einer, der es als Chefredakteur geschafft hat, Auflage und Rendite einer Wochenzeitung gegen den Trend zu steigern.
Ein wenig davon, wie das möglich war, mag di Lorenzo in seinem Vortrag verraten haben. Man solle sich davor hüten, das traditionelle Papier-Produkt, ob nun Zeitung oder Buch, schwach zu reden. Ein Selbstbewusstsein sei notwendig, dass für Bücher als „Ankerplätze im Strom der Informationsflut" wirbt. Man solle nicht nur Sendungs- sondern auch Empfangsbewusstsein entwickeln, also auf den Leser schauen. Man solle Formate und Themen ausprobieren, aber nicht jeder fixen Idee hinterherlaufen und sich irre machen lassen.
Morgen wird die Tagung fortgesetzt. Dann geht es um Details verlegerischen Arbeitens. Die Fragen, sie werden wohl noch gestellt werden.