AG Publikumsverlage mit Rede di Lorenzos eröffnet

Ankerplätze im Strom

20. Januar 2011
Redaktion Börsenblatt
Fragen gab es am Ende keine, einer der Zuhörer jedoch hätte die Rede von „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo gern nachgelesen. Aber der gibt das Papier grundsätzlich nicht aus der Hand, wie er beschied. Die Holtzbrinck-Verleger, denen der Journalist seine Thesen, er nannte sie Gebote, zum Miteinander von Print und Internet schon vor einiger Zeit vorgetragen hatte, hätten beinah bestürzt reagiert und lange geschwiegen, sagte di Lorenzo.

Bestürzung war im Münchner Lenbachhaus am Mittwochabend keine auszumachen, dafür hatten Diagnose und Ratschläge di Lorenzos, wenngleich eloquent vorgetragen, vielleicht zu wenig echten Neuigkeitswert. Dass der Redner sich nicht als Propagandist des Internets hervortun würde, war zu erwarten, ebenso wenig, dass er die Augen vor den digitalen Möglichkeiten verschließt. Immerhin, vor den Verlegern saß einer, der es als Chefredakteur geschafft hat, Auflage und Rendite einer Wochenzeitung gegen den Trend zu steigern.

Ein wenig davon, wie das möglich war, mag di Lorenzo in seinem Vortrag verraten haben. Man solle sich davor hüten, das traditionelle Papier-Produkt, ob nun Zeitung oder Buch, schwach zu reden. Ein Selbstbewusstsein sei notwendig, dass für Bücher als „Ankerplätze im Strom der Informationsflut" wirbt. Man solle nicht nur Sendungs- sondern auch Empfangsbewusstsein entwickeln, also auf den Leser schauen. Man solle Formate und Themen ausprobieren, aber nicht jeder fixen Idee hinterherlaufen und sich irre machen lassen.

Morgen wird die Tagung fortgesetzt. Dann geht es um Details verlegerischen Arbeitens. Die Fragen, sie werden wohl noch gestellt werden.